Rezension

Eine strandkompatible Schnulze

Wenn du zurückkehrst
von Nicholas Sparks

Große Gefühle in einem Postkartenidyll. Ein Cottage auf dem Land, ein Held auf der Suche, eine Frau, die für Herz- und Kopfzerbrechen sorgt, eine zweite, die gerettet werden muss. Was nach Groschenroman klingt ist ein Bestseller, und zwar der neueste von Nicholas Sparks: "Wenn du zurückkehrst".

Nicholas Sparks hat seit 1996 mehr als 20 Bücher geschrieben. Sein neuestes Werk „Wenn du zurückkehrst“ war mein erstes – und der Versuch eine Lücke zu schließen. Dieser Versuch war, wie sich schnell zeigte, erfolgreich, weil ich feststellen musste, dass Sparks überhaupt keine Lücke war, es also auch nichts zu schließen gab. Dafür tauchten Fragen auf: Warum landet Sparks Dutzendware regelmäßig in den Bestsellerlisten, warum hat überschaubare Qualität eine derart treue Fangemeinde? Wer (zum Henker!) will solche Liebesschnulzen eigentlich lesen?

Zugegeben: Sparks schreibt durchaus gefällig, leichtfüßig und locker, was das Lesen unangestrengt sowie hitze- und strandkompatibel macht. Man muss nicht grübeln, wer wohl der Bösewicht sein könnte, denn: Der Einfachheit halber gibt es keinen. Durchweg alle (!) Protagonisten sind einfach nette, liebenswerte Zeitgenossen, denen nichts ferner liegt als ihre Mitmenschen mit Unwahrheiten oder gar Gehässigkeiten zu ärgern.

Ganz besonders liebenswert ist natürlich Ich-Erzähler Trevor. Der 32-Jährige ist zwar gerade erst aus Afghanistan zurück, wo er nur mit Mühe den Einschlag einer Mörsergranate überlebt hat. Aber Narben machen diesen Mann offenbar nur attraktiver, fehlende Finger sind allenfalls ein ärgerliches, weil hinderliches Detail beim Klavierspiel. Und seine erlittenen psychischen Traumata hindern ihn nicht daran, gut gelaunt, stets humorvoll und heftig flirtend durch die Welt und hinter Polizistin Nathalie herzulaufen.

Möglich macht dies offenbar ein Psychiater wie aus dem Bilderbuch, der sich väterlich um seinen Patienten kümmert, notfalls auch per Videokonferenz. Trevor und eben alle Figuren sind derart herzensgut, dass es niemanden mehr verwundern sollte, dass man sich gegenseitig immer hilft, ständig nett zueinander ist und sich – beinahe hätte ich es vergessen – ineinander verliebt … na ja, zumindest teilweise.

Außerdem packte Sparks in sein Buch alles, was in der Literatur gerade angesagt ist, selbstverständlich auch eine schöne Kulisse mit entzückender Natur und die (zuletzt immer wieder gerne genommenen) Bienen, am besten gleich mehrere Völker. Eines noch: Sparks lässt im Gegenzug natürlich alles weg, was womöglich unangenehme Gedanken auslösen könnte, insbesondere Debatten wie „Me Too“ oder gar „Black Lives Matter“.
Überflüssig zu erwähnen, dass die beiden Heldinnen im Prinzip überaus liebenswert sind, aber von Schicksal derart gebeutelt wurden, dass sie zunächst etwas, sagen wir, spröde-brummig daherkommen. Doch keine Sorge, Trevor arbeitet mehr als 400 Seiten daran, dies zu ändern.
 
Haben Sie Hinweise auf die eigentliche Handlung vermisst? Ja? Vielleicht sollten Sie Sparks dann besser gar nicht erst lesen, weil die sogenannte  „Handlung“ sowieso keine besondere Rolle spielt. Abgesehen davon ist das Meiste - vermutlich damit niemand intellektuell überfordert wird - absolut vorhersehbar und nur genau so spannend, dass es niemanden anstrengt.

 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 05. August 2020 um 10:32

Hast du nicht gewagt Punkte zu verteilen?

wandagreen kommentierte am 05. August 2020 um 11:10

Lies die Rezensionen deiner Mitleserinnen  - dann hast du die Antwort auf deine Fragen ;-).