Rezension

Eine tiefgründige und schonungslose Familiengeschichte

Rosaleens Fest
von Anne Enright

Bewertet mit 4 Sternen

Ehrlich gesagt habe ich eine ganz andere Familiengeschichte erwartet, als jene, welche mich in „Rosaleens Fest“ erwartet hat. Anne Enright beschreibt nüchtern und unverblümt über diese ach so zerrüttete Familie.

Der Roman gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil lernen wir die vier Geschwister und Rosaleen kennen. Hier ist zunächst Hanna, in ihrer Kindheit arm, später bildschön und doch versagt sie als Schauspielerin und flüchtet sich im Alkohl. Dan, der zunächst Priester werden wollte, homosexuell ist und nicht so richtig dazu stehen kann. Die Übergewichtige Constance, welche sich selbst aufgegeben hat und in ihrer Rolle als Mutter Zuflucht gefunden hat. Und schließlich noch Emmet, der als Entwicklungshelfer die Welt bereist und unfähig ist, eine feste Bindung einzugehen.

Und schließlich noch Rosaleen. Rosaleen, die nie loslassen konnte und ihre Kinder mit ihrer Mutterliebe schier erdrückt hat. Auch auf hinterlistige Art und Weise. Heute ist sie depressiv und möchte nochmals mit allen Kindern ein letztes Weihnachtsfest feiern, bevor sie das Haus verkauft.

Der zweite Teil spielt im Jahre 2005 und handelt von dem letzten Fest. Wer hier nun denkt, dass alle zusammen kommen um ein harmonisches Fest zu feiern, der wird leider enttäuscht. Das Weihnachtsfest läuft so ganz anders ab, als man sich dies vorgestellt hat.

Anne Enright beschreibt hier sehr tiefgründig, teilweise schon poetisch, wie tief eine Familie verwurzelt ist. Emotionen kochen hoch, Hass wird unterdrückt, Liebe ist vorhanden, Mutterliebe kann erdrückend sein und dennoch haben alle Kinder ein verletztes Selbst, eine verletzte Seele. Und die komplette Abnabelung vom Elternhaus hat bis heute noch nicht funktionert, es ist ja schließlich die Mutter. Auch Rosaleen erkennt, welche Fehler sie gemacht hat. Doch nun, mit über 70 Jahren, ist fast nichts wieder gut zu machen. Und jedes ihrer Kinder muss sich selbst durchs Leben kämpfen und versuchen, mit der Vergangenheit klar zu kommen.

Fazit

Diese Familiengeschichte ist nüchtern und aus dem Leben geschrieben. Sehr viele emotionale Begebenheiten lassen einen die Wahrheit zwischen den Zeilen erkennen. Schonungslos und offen, manchmal nicht gleich zu verstehen, ist es doch ein Buch, welches man gelesen haben sollte.