Rezension

Eine tolle Familiengeschichte beherrscht von der Stärke dreier Frauen.

Die Frauen von La Principal - Lluís Llach

Die Frauen von La Principal
von Lluís Llach

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch hat mir sowohl inhaltlich als auch rhetorisch hervorragend gefallen. Es ist kein Page Turner, denn man muss aufpassen, um alle Feinheiten und zwischenmenschlichen Beziehungen zu erfassen. Aber ich war von Anfang bis Ende in der Geschichte gefangen.

Die Frauen von La Principal

 

Die Geschichte einer Familiendynastie, in der die Frauen über Generationen die Geschicke lenken. Es beginnt mit Maria Roderich, die als einziges Mädchen unter vier Brüdern auf La Principal aufwächst. Als das elterliche Weingut einer Reblausplage zum Opfer fällt, verlegt der Vater den Familiensitz nach Barcelona, wo auch ihre vier Brüder in ein moderneres Leben ziehen. Die zwanzigjährige Maria wird vom Vater verdammt, das vermeintlich dem Untergang geweihte Weingut zu verwalten.

Als willensstarke und zielstrebige Frau, die es entgegen den 1893 geltenden Konventionen schafft, ihr Weingut wieder aufzubauen, stellt sie die Macht und das Ansehen der Principal wieder her.

Als sie diese ihrer Tochter Maria vermacht, steht der spanische Bürgerkrieg bevor und eine Leiche liegt auf der Eingangstreppe der Principal. Ein ungeklärter Mord.

Ein schweres Vermächtnis für eine junge Frau. Aber auch diese weiß sich zu behaupten und mit den Problemen ihrer Zeit umzugehen. Die lokalen und globalen politischen Wirrungen aber auch ein etwas ungewöhnliches Privatleben meistert sie mit Hilfe ihrer Amme Ursula, die der Familie Generationen übergreifend eng verbunden ist, ebenso wie die heimtückischen Machenschaften des ansässigen Kirchenvertreters.

Erzählt wird dieses Epos im Jahr 1940, als die zweite Maria, genannt die Senyora, La principal bewohnt und beherrscht. Die Geschehnisse im Leben der vorigen Generation werden in Rückblicken der Amme Ursula in Tagträumen oder in Gesprächen mit dem Kommissar, der 1940 versucht den damaligen Mord aufzuklären, erzählt.

Später wird die Erzählebene in das Jahr 2001 verlegt, in dem die dritte Maria, Tochter der Senyora, mittlerweile 60-jährig von ihrem Vater die Geheimnisse und Zusammenhänge ihrer Familiengeschichte berichtet bekommt.

 

Dass ich zu Anfang etwas nachlässig mit Lesen begonnen hatte, rächte sich schnell. Da die Protagonistinnen der drei Generationen alle Maria hießen und die Geschichte wechselweise im Jahr 1940 bzw. in Rückblicken auf das Jahr 1893 stattfand, musste ich doch mit etwas mehr Aufmerksamkeit und auf das Datum des jeweiligen Kapitels achtend ans Werk gehen.

 

Einmal eingelesen jedoch, fiel es mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Die Geschichte lebt von den Dünkeln jener Zeit, von den Standesunterschieden, von den damals wohl üblichen Vorstellungen der Ehemänner von Treue, von dem Zusammenhalt der Frauen und auch von der Scheinheiligkeit der Kirchenvertreter.

Und dennoch kommt auch die Liebe in sehr unterschiedlichen Facetten in keiner Generation zu kurz. Und obwohl auf ausschweifende Beschreibungen des Gutes und der Weinberge weitgehend verzichtet wird, fühlt man sich der Gegend sehr verbunden und kann schnell ein eigenes Bild entstehen lassen.

 

Die Charaktere der vielen für die Geschichte wichtigen Personen sind sehr ausdrucksstark beschrieben und man kann schnell Sympathien und Antipathien entwickeln. Und auch wenn die Stärke der Frauen das Buch beherrscht, sind die Charaktere der Männer sehr deutlich dargestellt und nicht unwesentlich für die Entwicklung der Frauen.

 

Fazit: Das Buch hat mir sowohl inhaltlich als auch rhetorisch hervorragend gefallen. Es ist kein Page Turner, denn man muss aufpassen, um alle Feinheiten und zwischenmenschlichen Beziehungen zu erfassen. Aber ich war von Anfang bis Ende in der Geschichte gefangen.

 

Deshalb gibt es von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

 

Kommentare

Wedma kommentierte am 20. Februar 2016 um 08:42

Die Geschichte fand ich auch einfach toll!

Und ja, ich musste extra langsam lesen,mauch damit das Vergnügen nicht zu schnell vorbei ist!