Rezension

Eine tragische Familiengeschichte

Was ich euch nicht erzählte - Celeste Ng

Was ich euch nicht erzählte
von Celeste Ng

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Familie zerbricht an sich selbst

Lydia kommt nicht zum Frühstück. Dies ist nicht ungewöhnlich und so dauert es eine geraume Zeit, bis ihre Mutter beschließt nachzusehen wo sie bleibt. Wenig später ist klar, Lydia war die Nacht über nicht zuhause. Trotzdem dauert eine ganze Weile, bis die Familie realisiert dass sie verschwunden ist. Auf Anweisung der zugezogenen Polizei sollen, bevor diese eine Suchaktion startet, die Freundinnen von Lydia angerufen und gefragt werden ob sie wissen wo Julia steckt. Doch schon beim Erstellen der Namensliste der Freundinnen zeigt sich, dass die Eltern eigentlich nichts über ihre Tochter wissen – und das obwohl es eigentlich die Lieblingstochter ist. Der einzigste der Lydia besser kennt ist ihr Bruder Nath, der sich allerdings davor hütet etwas von seinem Wissen preiszugeben und auch Hannah, die jüngere Schwester, schweigt.

Im Grunde genommen ist die Familie schon vor dem Tod Lydias total zerrüttet. Beide Elternteile projizieren ihre eigenen Unzulänglichkeiten, Zweifel und Ängste auf ihre Kinder, die dem Druck der auf sie ausgeübt aber wird nicht gewachsen sind und letztendlich daran zerbrechen.

Mit Rückblenden in die Vergangenheit, die in die Schilderung der aktuellen Geschehnisse einfließen, entsteht ein komplexes Bild, bei dem die einzelnen Charaktere in ihrer individuellen Entwicklung sehr anschaulich beschrieben werden. Dadurch, und weil auch jedes Familienmitglied die Gelegenheit bekommt die Dinge aus seiner Sicht zu schildern, erhält man einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt der Protagonisten. Und so wird letztendlich auch klar, warum alles so kommen musste und im Grunde genommen nicht zu verhindern war.

Fazit
Ein Roman, der unter die Haut geht und zum Nachdenken anregt. Eine absolute Leseempfehlung für jeden, der bereit ist, sich mit der Psychologie von Erziehung, Gesellschaftszwängen und Charakterbildung auseinanderzusetzen.