Rezension

Eine traurig schöne ganz besondere Geschichte

Die Musik der Stille
von Patrick Rothfuss

Bewertet mit 5 Sternen

„Die Musik der Stille“ von Patrick Rothfuss

 

Dieses Buch ist zwar keine Fortführung der Königsmörderchronik, dafür widmet es sich aber einer ganz besonderen Figur aus den Romanen. Und das ist Auri. Es geht um sie und um ihr Leben im Unterding.

Da Auri in der eigentlichen Reihe eine eher mysteriöse Figur bleibt habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut. Und ich wurde nicht enttäuscht. Dass Patrick Rothfuss in einer sehr tollen bildreichen Sprache schreiben kann, konnte ich schon sehr gut im Namen des Windes und dem zweiten Teil erleben. Hier aber übertrifft er sich nochmal selbst. Für die eigentlichen Bücher wäre diese Sprache wahrscheinlich zu übertrieben gewesen, hier passt sie aber einfach perfekt, denn sie ist wie gemacht für Auri.

Somit war ich einfach total begeistert als ich dann am Ende angelangt war, sodass mich das Nachwort von Rothfuss auch sehr verblüfft hat. Darin meint er, dass er geglaubt hat, dass dieses Buch den meisten Leuten nicht gefallen wird, da viele Elemente einer klassischen Geschichte fehlen. So ist die einzige Person Auri und wörtliche Rede gibt es auch so gut wie gar nicht. Als Rothfuss das so aufgezählt hat, habe ich erstmal gestutzt. Denn tatsächlich ist mit erst da richtig bewusst geworden, dass auf den fast zweihundert Seiten Auri tatsächlich die einzige Person ist, die auftaucht. Dass mir das gar nicht so richtig aufgefallen ist liegt wohl daran, dass man nie das Gefühl hatte, Auri wäre allein. Denn Rothfuss hat es geschafft, den Gegenständen um Auri so viel Leben einzuhauchen, dass man sie fast wie Personen wahrgenommen hat. Als Auri beispielsweise einen Gegenstand fallen lässt und dieser zerbricht, kam das dem Tod einer Person schon sehr nahe, weshalb ich auch sehr schockiert und traurig war. Es ist einfach erstaunlich, wie Rothfuss es schafft, dass man mit einigen der Gegenstände mehr mitfühlen kann als mit so mancher Romanfigur.

Des Weiteren ist es wirklich spannend, mehr über Auri zu erfahren. Im Vorfeld hatte ich gedacht, man würde vielleicht auch mehr über ihre Vergangenheit vor dem Unterding erfahren. Ich könnte jetzt sagen, dass ich in dieser Hinsicht enttäuscht wurde, da es darüber kaum Informationen gab. Allerdings ist mir diese Erwartung schon ziemlich zu Anfang abhandengekommen, da mich die Geschichte einfach so sehr gefesselt hat und weil sie auch ohne diese Informationen sehr schön ist. Somit kann von Enttäuschung nicht die Rede sein.

Dafür hat man dann aber viel über das Unterding und Auris Gefühle, Gedanken und über ihr Weltbild erfahren. Gerade letzteres fand ich sehr interessant.

Außerdem hat es mir gefallen, dass man ein bisschen mehr über die (Al-)Chemie erfahren hat. Da Kvohte sich dafür bisher ja nicht sehr interessiert hat, hat man folglich auch noch keine Einblicke in dieser Hinsicht bekommen. Auri dagegen scheint in diesen Dingen äußerst bewandert zu sein und man kann sie auch dabei begleiten, wie sie etwas mit Hilfe der Chemie herstellt.

 

Abschließend kann ich eigentlich nur sagen, dass mir an diesem Buch von vorne bis hinten alles gefallen hat. Ich habe wirklich selten eine so traurig schöne und besondere Geschichte gelesen. Man sollte das Buch allerdings erst lesen, wenn man schon die eigentlichen Bücher der Königsmörderchronik gelesen hat, da man sonst einiges nicht verstehen wird. Jedem der die bisher erschienen Bücher der Königsmörderchronik schon gelesen hat würde ich dagegen ganz dringend empfehlen dieses Buch auch noch zu lesen. Warum auch immer Rothfuss meint die Geschichte werde nicht jedem gefallen, ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand sie nicht mögen wird!