Rezension

Eine traurige bewegende Geschichte

Sand - Wolfgang Herrndorf

Sand
von Wolfgang Herrndorf

Bewertet mit 4 Sternen

In der Schule haben wir Wolfgang Herrndorfs berühmten Roman "tschick" gelesen. Von den Deutschlehrern, bis hin zu den Literaturkritikern schwärmten alle von diesem Buch. Ich fand die Geschichte nett, war aber nicht so begeistert. (Allerdings war "tschick" das einzige Buch, dass slebst von meinen nicht literaturbegeisterten Klassenkameraden gelesen wurde).

Im Buchladen stach mir dann das Cover von "Sand" ins Auge. Es ist eine Wüste darauf zu sehen Der Sand wird von der grellen Sonne beleuchtet. Es steht keine Wolke am Himmel. Der Einband sprach mich an und machte trotz des grellen Flairs einen traurigen Eindruck auf mich. Kurzerhand hatte ich den Klappentext gelesen und war von der Geschichte angetan. (Allerdings brauchte es trotzdem zwei weitere Male und einen Thalia Gutschein, bis ich mir das Buch zulegte).

Auf den ersten Seiten von "Sand" wird der Leser gleich in verschiedene Handlungsstränge eingeführt. Lange war ich mir nicht sicher, welcher der verschiedene Charaktere jetzt der wesentliche, der Protagonist der Geschichte war. Doch schließlich kristallisierte sich folgende Rahmenhandlung heraus:

Ein Mann kommt mit einer Platzwunde am Kopf und einem Spielzeuggewehr auf den Rücken geschnallt, in einer Scheune zu sich und kann sich nicht daran erinnern, wer er ist, oder wie er in diese Scheune gekommen ist. Er trifft schließlich eine Frau, die ihn bei sich aufnimmt und ihm den provisorischen Namen Carl verpasst.
Carl ist auf der Suche nach seiner Identität und entdeckt dabei erstaunliche Dinge: Schnell wird er von seiner Vergangenheit wieder eingeholt.

Als der Handlungsstrang rund um Carl und dessen Gedächtnisverlust eingeführt wird, beginnen sich die Stränge miteinander zu verknoten. Nach und nach wurde mir klar, wer mit wem in welcher Verbindung steht. Allerdings hatte ich keine Ahnung wer Carl wirklich war, obwohl so viele Personen eingeführt wurden.

In diesem Roman gab es mir teilweise zu viele Handlungsstränge. Ab und an verlor ich den Überblick und fragte mich dann ob bereits alle Personen miteinander "vernetzt" waren. Hervorragend gelöst fand ich die Geschichte um Carls Identität. Erst auf den letzten Seiten des Romans wurde mir klar, wer er wirklich war und alles schien einen traurigen Sinn zu ergeben.

Die Charaktere waren sehr gut dargestellt. Von ängstlichen, nervösen Persönlichkeiten, über drogensüchtige Mädchen, bis hin zu selbstverliebten Menschen war in diesem Buch alles vertreten. Allerdings konnte ich manche Reaktionen von Carl nicht ganz nachvollziehen. An manchen Stellen machte er Fehler, die fatale Folgen für die Geschichte haben. (Ich habe wirklich mit ihm gelitten).

Der größte Teil des Romanes ist in indirekter Rede geschrieben. Einerseits ist dieses Stilmittel gut gelungen, weil die wesentlichen Informationen so nicht in den Dialogen auftauchen, andererseits fand ich den Schreibstil an der ein oder anderen Stelle auch ermüdend. Daher habe ich die Altersbegrenzung festgelegt.

Sehr bewegt hat mich nicht nur das traurige Ende der Geschichte, sondern auch der Selbstmord des Autors. Ich hatte das Gefühl, dass es Parallelen zwischen Carl und Herrndorf gibt. Der eine möchte seinem Schicksal entkommen, weil er weiß, was ihm blüht, der andere gerät immer tiefer in einen Sumpf von Gewalt und Intrigen, weil er eben auf unglückliche Weise der Unwissende ist. Keiner von beiden schafft es, seinem Schicksal zu entkommen, egal wie gut oder schlecht die Chancen stehen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass es sich auf jeden Fall lohnt, "Sand" zu lesen. Während man bei "tschick" in die Welt eines Jugendlichen eintaucht, konnte ich mich hier davon überzeugen, dass Herrndorf sich sehr wohl darauf versteht spannende Geschichten zu spinnen und sie miteinander zu verknüpfen. In dem Fall hat es meine Erwartungen erfüllt. Vielleicht findet das Buch ja den Weg in den ein oder anderen Deutsch LK.