Rezension

Eine unglaublich tolle Story

Wie viel Leben passt in eine Tüte? - Donna Freitas

Wie viel Leben passt in eine Tüte?
von Donna Freitas

Bewertet mit 5 Sternen

Wo soll ich bei der Rezension zu diesem Roman nur anfangen? Kennt ihr diese seltenen Momente, in denen man nach Beenden eines Buches irgendwie verloren wirkt? So erging es mir um 3 Uhr Nachts... ich hatte gerade die letzte Seite von "Wieviel Leben passt in eine Tüte" gelesen uns saß wie verloren auf der Bettkante. Von Müdigkeit keine Spur. Ein neues Buch beginnen... nein... das war irgendwie nicht möglich denn ich war noch viel zu sehr in der Geschichte um Rose und Will. Schlafen? Funktionierte auch nicht -  und so hing ich noch eine Weile meinen Gedanken nach...
"Wieviel Leben passt in eine Tüte" ist etwas ganz besonderes! Ein Buch, das wohl sehr lange in meiner Erinnerung bleiben wird. Worum es geht sagt die Kurzbeschreibung sehr schön, ohne allerdings zu viel zu verraten. Unglaublich sanft und gefühlvoll beschreibt Donna Freitas eine Geschichte, in der es um Liebe, Trauer und Schmerz geht. Es ist unglaublich wie gut es ihr gelungen ist, die jeweiligen Momente richtig zu erfassen und sie dem Leser so Nahe zu bringen, dass ich mich wechselweise mit einem Lächeln auf den Lippen, einem Kloß im Hals oder einem Seufzen erwischte. Es gab eine Szene, ihr werdet sie hoffentlich selber lesen, da geht es um Abschiedsdrachen - und diese Szene trieb mir sogar die Tränen in die Augen...
Der Schreibstil der Autorin ist toll und sie erzählt die Story aus der Sicht von Rose. Ich mag die Ich-Perspektive sehr gerne und konnte auf diese Weise den Weg gemeinsam mit Rose und Will gehen. Donna Freitas beschreibt aber nicht nur Handlungsorte und Personen sehr bildlich und detailliert sondern sie vermittelt dem Leser auch das Gefühl des Moments in einer Art und Weise die mich wirklich beeindruckt hat.
Was mich besonders faszinierte war die Tatsache, dass dieser Roman, obwohl das eigentliche Thema wirklich sehr traurig ist, dennoch so schwerelos war. Der schwere Weg, den Rose gehen muss um Abschied nehmen zu können und ihre Trauer zu bewältigen  wird leichter durch eine wirklich romantische, sich langsam entwickelnde Liebe. Aber auch die  ist nicht so einfach wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Die Autorin bedient sich nur weniger Klischees aber genau die sind es wohl, die diese Liebe so romantisch machen. Die Charaktere sind unglaublich und hier möchte ich nicht nur die Protagonisten Will und Rose erwähnen, die unglaublich viel Tiefe und Charakter haben, sondern auch viele Nebenfiguren wie zum Beispiel Roses Großmutter, ihren Bruder oder ihre Chearleaderfreundinnen. Besonders Will war für mich ein Highlight denn endlich mal war der „Held“ des Romans mal nicht, wie so häufig, der gutaussehende, selbstbewusste Junge mit einem sorgenfreien Leben. Nein, auch er hat sein Päckchen zu tragen und die Auswirkungen daraus hat Donna Freitas wundervoll eingefangen. Die Entwicklung der Protagonisten ist einmalig und vor allem hat mir sehr gut gefallen, wie gut man sie und ihr Gefühlsleben kennen lernen darf. Und glaubt mir, ich hatte wirklich den Eindruck sie zu kennen!
Die Story ist einfach nur wunderschön und von vorne bis hinten gut durchdacht und strukturiert. Neben dem bereits erwähnten Thema Trauer kann man noch weitaus mehr aus diesem Buch mitnehmen... Hoffnung, Freundschaft, Liebe und die Gewissheit... dass es immer ein Licht am Ende des Tunnels gibt und dass in jedem ende ein Neuanfang versteckt ist
Zu jedem Kapitel gehört eine Überschrift und in diesem Roman wählte Donna Freitas als Überschrift die Songs der Playlist auf Roses iPod. Am Ende des Romans findet ihr im übrigen noch einmal die gesamte Übersicht der Kapitelsongs und habt damit Rose Madisons Playlist komplett auf einen Blick.
Oft habe ich mich während des Lesen gefragt, warum Donna Freitas es so unglaublich gut schafft, diese Geschichte so real und gefühlvoll zu vermitteln... ich denke, dass ich die Antwort in der Danksagung des Romans gefunden habe.....
Donna Freitas wurde in Rhode Island geboren, studierte Spanisch und Philosophie und hat einen Doktortitel in Theologie. Neben ihrer Tätigkeit als Professorin an der Boston University veröffentlichte sie mehrere Sachbücher zum Thema Jugend und Religion und schreibt für bekannte Zeitungen und Magazine, darunter das Wall Street Journal, die Washington Post und Newsweek.
„Wie viel Leben passt in eine Tüte?“ ist ihr erster Jugendroman in deutscher Übersetzung.

Ich bin, wie ihr sehr restlos begeistert und "Wie viel Leben passt in eine Tüte" hat wohl mehr als gute Chancen, mein "Star des Monats" zu werden - und bei der Wahl zum "Lesehighlight des Jahres" rangiert er bereits jetzt ganz weit oben. Du suchst ein gefühlvolles Buch, in dem nicht immer eitler Sonnenschein herrscht, der Himmel voller Geigen hängt und das Leben immer perfekt und heiter ist ? In dem auch die leisen, nachdenklichen Töne angeschlagen werden und dass dich nachdenklich werden lässt? Mit viel Gefühl, einer tollen Story und wundervollen Figuren? Nun, dann habe ich einen guten Rat! Lies "Wieviel Leben passt in eine Tüte".