Rezension

Eine unvollkommene Übersetzung

Darkiss - Herrscher der Gezeiten - Nichola Reilly

Darkiss - Herrscher der Gezeiten
von Nichola Reilly

Bevor ich etwas über das Buch sage: Ich rezensiere nur die deutsche Übersetzung und die ist nicht maßgebend für das Buch in englischer Originalfassung.
Der Einstieg in das Buch war geschickt gewählt. Mit einfachen Mitteln wird eine düstere, aussichtslose Stimmung vermittelt. Lange bleibt der Leser jedoch im Dunkeln, weiß nicht, was genau vor sich geht und was es mit den Fluten und "Kritzlern" auf sich hat. Stück für Stück erfährt man mehr über die Insel, deren Bewohner und den König sowie die die Prinzessin.
Die Protagonistin selbst war bei diesem Buch erfrischend anders. Sie entpuppt sich nicht binnen kurzer Zeit als Heldin und Retterin der Verdammten und Hoffnungslosen. Sie ist jung, naiv und hat ein vollkommen falsches Bild von sich selbst. Fast das ganze Buch über ist sie damit beschäftigt sich jeglicher Komplimente zu erwehren. Erst Tiam bringt sie dazu, bis an ihre Grenzen zu gehen, leben zu wollen. Auch die kleine Fern ist ein Lichtblick in Coes Zukunft. Leider scheint Coe auch die einzige Bewohnerin die weiß, was zwischenmenschliche Kompetenzen besitzt.
Die Geschichte wird aus der Sicht der Protagonistin erzählt. Auch wenn man sich als Leser bereits das ein oder andere denken kann, steht Corvina Kettlefish  meist auf dem Schlauch. Auf Dauer fand ich das ein klein wenig nervig und bin froh, dass sich ihr die Tragweite der Geschichte gegen Ende doch noch offenbart. Leider ist das der einzige halbwegs positive Punkt, den ich zum Schreibstil habe. Die Geschichte ist im Präsens geschrieben. Im englischen mag die Rechnung aufgrund der variablen Präsensformen aufgehen, doch im deutschen geht der Schuss nach hinten los. Es wirkt plump und unfertig. Zeitweise hatte ich eher das Gefühl, eine Vorgangsbeschreibung zu lesen. An vielen Stellen war es auch leicht zu erahnen, was im englischen Original da stand. Man versteht den Sinn zwar, doch viel ist weit entfernt davon idiomatisch zu sein. Vielmehr noch hatte ich an einigen Stellen das Gefühl, dass sich in der Übersetzung ein paar Sinnfehler eingeschlichen haben. Die Rückbezüge sind falsch und nicht selten widersprechen sich zwei aufeinanderfolgende Sätze. Häufig hatte ich auch das Gefühl, dass manche Satz Elemente komplett ausgelassen wurden. Schade, denn in der Geschichte steckt einiges an Potential.
An vielen Stellen bin ich sehr über den Schreibstil gestolpert, musste gar das Buch aus der Hand legen, weswegen es sich ein wenig gezogen hat. Erst mit dem Spannungshoch habe ich den Rest in einem Rutsch lesen können.
Nichola Reilly schafft mit ihrem Buch jedoch ein sehr reales Bild einer zum Glück noch weit entfernten Zukunft. Die Polkappen schmelzen und der Treibhauseffekt verschlimmert sich zusehends. Landmassen werden vom Wasser verschlungen, ganze Städte und Länder verschwinden. Wie gelingt es den Menschen zu überleben? Gespickt mit einer guten Portion an Fantasy verwandelt die Autoren diese Zukunftsvision in ein relativ spannendes Buch um. Leider konnte mich der Schreibstil kaum begeistern, daher kann ich für den ersten Band der Drowned Reihe leider nicht mehr als drei Kleckse vergeben.