Rezension

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Eine verbotene Beziehung und viele Fragen für Gewissen und Moral

Der Vorleser - Bernhard Schlink

Der Vorleser
von Bernhard Schlink

Ein wunderbares, aber auch sehr trauriges Buch über eine verbotene Beziehung und viele tiefgreifende moralische Fragen. Unbedingt lesen!

Der junge Michael fühlt sich zur 21 Jahre älteren Hanna sehr hingezogen und kann sich dies zunächst selbst nicht erklären. Über die Zeit entwickelt sich im jungen Nachkriegsdeutschland eine ganz und gar verbotene Beziehung. Für sie ist Michael nur das „Jungchen“, für ihn ist Hanna ein ganz wesentlicher und fester Baustein in der Phase der persönlichen Unsicherheit. Durch die Beziehung mit Hanna fühlt Teenager Michael sich charakterlich stark und fest im Leben stehend. Mädchen aus seiner Schulklasse finden das wiederum anziehend - doch Michael hat sein Herz bereits verschenkt. 

Dieses wunderbare Buch ist in drei Teile aufgeteilt und behandelt im ersten Teil die sich entwickelnde Beziehung zwischen Michael und Hanna. Im zweiten Teil geht es - relativ abrupt - um die Zeit von Michaels Studium. Wie der Autor Bernhard Schlink auch, studiert Michael Rechtswissenschaften. Dabei interessiert ihn ein aktueller Strafprozess vor dem Schwurgericht seiner Stadt ganz besonders stark... Der dritte Teil des Buches spielt wiederum einige Jahre später und ist der traurigste Teil. 

Die Geschichte des Vorlesers ist gefüllt mit zahlreichen, moralischen Fragen. Dies beginnt schon mit der verbotenen Beziehung der beiden Menschen und spitzt sich im zweiten Teil auf einen Höhepunkt zu. Als Leser wird man oft an die Grenzen des eigenen Gewissens geführt und oft sogar deutlich darüber hinaus. Was ist Schuld, was Verantwortung? Inwieweit darf man in ein anderes Leben eingreifen und was meint das vermeintlich Beste? Ich kann dieses Meisterwerk jedem nur empfehlen und bin sehr froh, es (in wenigen Stunden) gelesen zu haben.