Rezension

Eine vergessene Persönlichkeit - Auf den Spuren von Andrew Haswell Green - Father of greater New York

Der große Fehler -

Der große Fehler
von Jonathan Lee

Bewertet mit 5 Sternen

Schon der Anfang, genauer gesagt der 1.Satz dieses historischen Roman‘s erzählt sein Ende voraus.

Andrew Haswell Green wird hochbetagt im Alter von 83 Jahren vor seiner Haustür an einem Freitag den 13. im Jahre 1903 erschossen. 

Der kriminalistische Aspekt dieser Tat und dessen Aufklärung rückt in der Erzählung allerdings in den Hintergrund, denn es geht dem Autor Jonathan Lee mehr um die Biografie des Ermordeten , der in einfachen Verhältnissen als Sohn eines Farmers aufwuchs und eine beeindruckende Karriere hingelegte. In seinem arbeitsreichen Leben entwickelte er sich mit Glück und Geschick vom Handelslehrling bis zum Anwalt, Stadtplaner und Visionär und wurde eine respektierte, wenn auch einsame Person des öffentlichen Lebens, ohne den es den heutigen Central Park nicht gäbe. Aber auch das Museum of Modern Art, die Public Library , The Natural History Museum und die Verbindung von Manhattan und Brooklyn, nicht zu vergessen,  hat man ihm zu verdanken. Heute ist er fast vergessen. Nur eine Marmorbank, die ihm gewidmet wurde, steht an wenig prominenter Stelle im Central Park, was sehr traurig ist.

 

Der Autor springt in seinem Roman zwischen der Gegenwart 1903, in der ein Inspektor Clusky das Motiv des Täters eher schlecht als recht herauszufinden versucht und Episoden aus Green‘s Vergangenheit, in der wir als Leser den Werdegang dieses beeindruckenden Mannes und seinen inneren Antrieb mitverfolgen können. Da er seine sexuelle Orientierung zu seiner Zeit nicht hat ausleben können und dürfen, waren seine Projekte, bei denen er versuchte auch der ärmeren Bevölkerung z.B durch einen freien öffentlichen Park mehr Lebensqualität zu ermöglichen, sein ganzer Lebensinhalt.

Es war eine anspruchsvolle Lektüre, die mir großen Spaß gemacht hat. Viele tolle Sätze habe ich mir markiert, weil ich die Formulierungen einfach großartig fand. Lee schreibt bildhaft , gewürzt mit Humor und Poesie. 

Auch die Struktur des Roman‘s hat mir richtig gut gefallen. Es gibt Feinheiten zu entdecken, die ich hier nicht verraten möchte. Fast würde ich sagen, am Ende hätte ich mir noch 100 Seiten gewünscht, um noch mehr von Green‘s Projekten zu erfahren, aber das ist schon Meckern auf hohem Niveau. Für mich war das Buch ein unerwartetes Highlight, und das nicht nur für New York Liebhaber, so dass ich sehr gerne eine Empfehlung ausspreche.