Rezension

Eine vergnügliche Geschichte um eine Frau, die sich in einen Roboter verliebt

The Plus One - Sie baut sich Mr. Right einfach selbst - Sarah Archer

The Plus One - Sie baut sich Mr. Right einfach selbst
von Sarah Archer

Bewertet mit 4 Sternen

Sarah Archer legt mit "The Plus One - Sie baut sich Mr. Right einfach selbst" ein sehr unterhaltsames Romandebüt vor. Die Autorin erzählt von der Robotik-Ingenieurin Kelly, die auf ihrem Sachgebiet zwar brillant ist, sich auf zwischenmenschlicher Ebene aber sehr ungeschickt anstellt. Als die Hochzeit ihrer kleinen Schwester bevorsteht, für die sie laut ihrer Mutter unbedingt einen Begleiter braucht, baut sich Kelly kurzerhand einen Roboter-Begleiter. Roboter Ethan ist all das, was sie sich von einem Mann wünscht und je mehr Zeit sie mit ihm verbringt, desto weniger will sie ihn wieder missen...Diese Prämisse hat mich neugierig gemacht.

Bereits nach wenigen Seiten hat Sarah Archer es geschafft, mich in die Geschichte reinzuziehen. Ihr Stil ist locker-leicht, einfach zu lesen und macht Spaß. Ihre Protagonistin Kelly ist ein wenig Stereotyp - der Nerd, der auf seinem Gebiet brillant ist, auf zwischenmenschlicher Ebene aber eher versagt. Ihre leicht schrullige Art führt bisweilen zu witzigen Sätzen wie "Kelly konnte sich keine Welt vorstellen, in der die Einrichtung einen höheren Zweck hatte, als niemanden zu beleidigen." (Zitat Seite 23) Köstlich!

Im Laufe der Geschichte verändert sich Kelly aber (und auch ihre Einrichtung), was natürlich an ihrem Robotermann Ethan liegt. Die Liebesgeschichte der beiden ist sehr süß (Zitat Seite 196: "Er küsste sie auf die Wange und ging in die Küche. Ein kleiner Schmetterling ließ sich irgendwo um ihr Herz herum nieder."), allerdings habe ich doch recht schnell vergessen, dass Ethan ein Roboter ist. Anfangs muss Kelly noch ein paar Änderungen an ihm vornehmen, aber bald ist er einfach nur noch der "perfekte" Mann. Er kocht, bringt ihr bequeme Schuhe zur Arbeit und hört ihr immer zu. Diese Perfektion ist das einzige, das mich noch hat merken lassen, dass Ethan eben nicht menschlich ist. (Vorsicht, evtl. kleinere Spoiler!) Aber immerhin habe ich es gemerkt - im Gegensatz zu sämtlichen anderen Menschen, mit denen Kelly verkehrt! Nun verstehe ich von (menschenähnlichen) Robotern quasi nichts und lese auch sehr wenig Science-Fiction, aber ich finde es doch sehr seltsam, dass wirklich niemand bemerkt haben will, dass sie mit einem Roboter verkehren. Ja, es ist eine fiktive Geschichte, aber dennoch hätte ich erwartet, dass zumindest bei Kellys Kollegen Fragen aufkommen - schließlich arbeiten alle an einem menschenähnlichen Pflegeroboter. Aber dass niemanden - außer letztlich einem - irgendetwas Komisches an Ethan auffällt, ist schon ungewöhnlich. Auch finde ich es bemerkenswert, dass Ethan nicht einen Aussetzer hat - wie gesagt, ich kenne mich nicht aus, aber dass der Roboter quasi von Anfang an fehlerfrei läuft und auch mit ins Wasser geht, fand ich überraschend. (Spoiler Ende).

Die Geschichte ergibt natürlich nur dadurch Sinn, dass Ethan ein Roboter ist - ohne dieses Thema wäre es eine normale Liebesgeschichte. Doch gerade weil der Klappentext ja betont, dass sich die Problematik daraus ergibt, dass sich Kelly in ihren selbstgebauten Roboter verliebt, hätte ich erwartet, dass Ethans Roboterseite nicht nur rudimentär durchkommt. Trotz dieser leisen Kritik ist Sarah Archer ein sehr vergnüglicher Roman gelungen, der mich bis zur letzten Seite unterhalten hat. Überraschend fand ich auch das Ende, hatte ich doch etwas ganz Anderes erwartet. Schön, dass die Autorin hier einen guten Schlusspunkt setzt, ohne alle Erwartungen zu erfüllen.

Fazit: Auch, wenn ich die ein oder andere Sache nicht ganz nachvollziehen konnte, hat mir Sarah Archers Debütroman einige unterhaltsame Lesestunden beschert. Ich kann "The Plus One" jedem empfehlen, der eine etwas andere Liebesgeschichte lesen möchte.