Rezension

Eine verhängnisvolle Suche nach der Wahrheit

Vier.Zwei.Eins. - Erin Kelly

Vier.Zwei.Eins.
von Erin Kelly

Bewertet mit 4 Sternen

Naturphänomene haben schon immer eine enorme Anziehungskraft auf uns Menschen ausgeübt. Wie auf Kit, der gemeinsam mit einem Freund zu den Färöer-Inseln reist, um eine Sonnenfinsternis zu erleben. Allerdings bleibt seine hochschwangere Freundin Laura in dieser Zeit alleine zu Hause, was Kit nicht wirklich gefällt. Denn sechzehn Jahre zuvor ist während einer solchen Sonnenfinsternis etwas Schreckliches geschehen, das ihnen noch immer zu schaffen macht. So wurde Laura Zeugin einer Vergewaltigung und wird seit dem vom Opfer verfolgt. Nur eine Flucht unter falschem Namen und an einen geheimen Ort hat sie vor ihr retten können. Und tatsächlich, kaum ist Kit weg, steht Beth erneut vor Lauras Tür und eine verhängnisvolle Suche nach der Wahrheit nimmt ihren Lauf.

Erst sind es nur Andeutungen, dann werden es Tatsachen. Die amerikanische Autorin Erin Kelly versteht es, ihre Leser neugierig zu machen und mit der Frage zu beschäftigen, was auf einem Festival während einer Sonnenfinsternis in Cornwall geschehen ist. In zwei Zeitebenen mit wechselnden Perspektiven aus der Sicht von Kit und Laura abwechselnd erzählt, geht sie dem fatalen Geschehen nach und entblättert allmählich, welche Schuld jeder Einzelne der Beteiligten auf sich geladen hat. Denn obwohl es damals augenscheinlich ein Verbrechen gab, sind die Umstände der entwürdigenden Tat auch sechzehn Jahre danach nicht vollständig geklärt. Deshalb geschieht es, dass plötzlich Erstaunliches ans Tageslicht tritt und die damaligen Ereignisse in einem neuen Licht erscheinen.

Laura, Kit, Beth und auch Jamie sind allesamt keine Sympathieträger. Sie bleiben die Handlung hindurch unnahbar, wobei Laura diejenige ist, die der Leser am ehesten versteht. Wohl auch, weil ihre Schilderungen den größten Teil der Handlung bestreiten und er sie am besten kennenlernt. Demgegenüber agiert ihr Ehemann Kit eher im Hintergrund, während Beth verantwortlich für die immer wieder auftauchenden Probleme ist. Und dann gibt es da noch Jamie, der als narzisstisch veranlagter Sohn reicher Eltern nicht zwischen Recht und Unrecht unterscheiden kann. Sie alle sorgen in einem verwirrenden Zusammenspiel dafür, dass lange Zeit nicht zwischen Wahrheit und Lüge unterschieden werden kann.

Fazit:
"Vier.Zwei.Eins.: 4 Menschen, 2 Wahrheiten, 1 Lüge" ist ein clever erdachter Roman, in dem der Leser immer wieder ausloten muss, wem er glauben kann und wem nicht. Und obwohl die Handlung stellenweise etwas konstruiert erscheint und das Ende reine Geschmackssache ist, bleibt die Spannung konstant und treibt den Leser Seite für Seite voran.