Rezension

Eine völlig andere Welt

Blutrecht - Sebastien de Castell

Blutrecht
von Sebastien de Castell

Sie sind Verräter. Diebe. Mörder ... und Helden! Falcio ist der Anführer der Greatcoats. In der Kunst des Kampfes ebenso geschult wie im Gesetz des Reiches Tristia, ziehen die Greatcoats als reisende Gesetzeshüter durchs Land, um Gerechtigkeit zu bringen und das Wort des Königs zu verbreiten. Sie sind Helden. Oder vielmehr waren sie es, bis sie tatenlos zusahen, wie die dunklen Herzöge von Tristia das Königreich übernahmen und den Kopf des Königs auf einen Pfahl spießten. Nun bewegt sich Tristia am Rande des Untergangs, und die Barbaren an den Grenzen warten nur darauf, ins Land einzufallen. Die Herzöge regieren mit Willkür und Chaos, und die Greatcoats sind weit verstreut, gebrandmarkt als Verräter, Diebe und Mörder. Ihren legendären Uniformen sind nur noch Fetzen, die an eine ruhmreiche Vergangenheit erinnern. Alles, was ihnen geblieben ist, ist ein letztes Versprechen, dass sie ihrem getöteten König gaben. Das Versprechen, eine letzte Mission zu erfüllen. Doch wenn sie damit Erfolg haben wollen, müssen sie sich wieder vereinen – oder miterleben, wie die Welt um sie herum in Feuer untergeht ...

Meine Meinung:
Ich habe dieses Buch von unserer Lesekatze Key ausgeliehen bekommen, nachdem sie ja so richtig begeistert war. Natürlich gab sie uns im Vorfeld ein paar Schmankerl, sodass mir klar wurde, das hat was von den drei Musketieren, das muss ich auch mal lesen, obwohl es, im Gesamten gesehen, eigentlich gar nicht mein Genre ist.
Nun, da hatte ich es nun und es hat mich eingeschüchtert. Auf etwa 443 Seiten erstreckt sich dieses Buch und wer mich kennt, weiß, dass mir Bücher mit diesen Ausmaßen ernsthaft den Angstschweiß auf die Stirn jagen. Aber hey, das Cover sah super aus. So schön blutrot, ein Mann mit Schwert, toller Schriftzug – perfekt. Okay, dann wage ich also das Abenteuer.
Und ließ mich von Falcio val Mond in seine Geschichte ziehen. Falcio ist der erste Kantor der Greatcoats, die von König Paelis ins Leben gerufen wurden, um, auf gut Deutsch, für Recht und Ordnung zu sorgen. Und Falcio ist gut in dem was er da tut.
Ihm zur Seite gesellt sich Kest – ein wahrer Gott in der Schwertkunst, wenn man so möchte, kein anderer beherrscht diese Kunst so gut wie er. Ebenso ist er mutig und sich für nichts zu schade.
Brasti gehört ebenso zu dem Gespann – ich sagte ja, hat was von den Musketieren (nur besser). Er ist ein bissl von sich eingenommen, aber hallo, er als Bogenschütze kann sich das wirklich leisten, wie ich finde.
Daneben gibt es dann noch Aline. Eigentlich zwei, aber das soll euch Falcio am besten selbst erzählen. Mir geht es um Aline, das Mädchen, das es zu beschützen gilt und das ist wahrlich keine einfache Aufgabe.
Nun mal zur Sprache und meinem Knackpunkt. Also, wir haben es hier, meiner Meinung nach, mit einem richtigen Männerbuch zu tun. Es wird gefickt und gevögelt, geschlachtet und ermordet, gejagt und geflucht. Sprich, überschäumende Männlichkeit auf nahezu jeder Seite, etwas blutiges Gemetzel (holla die Waldfee, das hatte was von Sherlock Holmes, ich wusste immer haargenau, was gerade abging und das, ohne wirklich je einem Kampf beigewohnt zu haben) und natürlich Verstrickungen. Alles wirklich gut in passende Dialoge verpackt und in schmückende oder gar nüchterne Beschreibungen. Der Ton der Geschichte wurde ganz klar getroffen, wenngleich es nicht meiner war. Zumindest nicht immer.
Fazit:
Nun, was ich wollte, bekam ich, Musketiere. Auch wenn ich kein Freund dieser bin. So hat mich Blutrecht dahingehend überzeugt, das es unter Kämpfern und Kantoren noch richtig coole Socken gibt, die selbst mich zum Schmelzen gebracht hatten. Saubere Kampfkünste, tolle Verstrickungen. Ich wusste lange nicht, worauf Falcio nun eigentlich hinauswollte. Zum einen wurde anschaulich die Geschichte um den gefallenen König Paelis erzählt, zum anderen auch die Geschichte um den ersten Kantor selbst. Das Zerschlagen der Greatcoats und die Hoffnung unserer drei Protagonisten.
Ohne Umschweife kam der Autor stets zum Punkt, baute sehr viele Sequenzen ein, die mich zum Schmunzeln brachten, ehe es im Gegenzug nüchtern blutig wurde. Aber er ließ mich nie alleine. Es gab an der ganzen Geschichte nicht einen Punkt, bei dem ich sagen würde, es hätte darauf verzichtet werden können.
Dennoch bleibt die Frage, ob ich den zweiten Band lesen möchte. Dass die Geschichte lange noch kein Ende gefunden hat, das wird klar. Auch wenn das Ende von Band eins mit einer tollen Schlacht aufwartet, nachdem ich als Leser eigentlich glaubte, nun sei alles aus. Wobei zu erwähnen ist, dass ich als Leser sehr oft vor der Geschichte saß und dachte »Tja, Falcio, das haste nun wirklich versemmelt, wie willst du da jemals am Stück herauskommen« und dennoch hat er es immer wieder geschafft und das durchaus überzeugend.
Allerdings, es war nichts für mich, trotz des ganzen Lobs. Es war mir zu … zu … zu … ich weiß es nicht. Komisch? Sicherlich, eigentlich sollte ich beschreiben können, was mir zu … war, aber ich bin nicht im Stande dazu, hmm …
Vielleicht war es mir einfach zu sehr Schlacht, zu sehr historisch ohne historisch zu sein? Ich werde vielleicht irgendwann noch drauf kommen. Aber, das muss ich nun betonen, es war keinesfalls schlecht und ich gebe hierfür eine Leseempfehlung, denn es machte mir auch sehr viel Spaß!