Rezension

Eine warmherzig erzählte Geschichte eines menschlichen Dramas, ein Buch mit Sätzen, die einfach schön sind und mein Herz erfreut haben

Sakari lernt, durch Wände zu gehen - Jan Costin Wagner

Sakari lernt, durch Wände zu gehen
von Jan Costin Wagner

Bewertet mit 5 Sternen

Jan Costin Wagner, Sakari lernt, durch Wände zu gehen, Galiani Verlag 2017, ISBN 9783-86971-018-1

 

Jan Costin Wagner, den man einen Meister des literarischen Kriminalromans genannt hat und dessen Hauptfigur Kimmo Joentaa aus den früheren Romanen als großer „Schmerzensmann“ (Elmar Krekeler) bekannt ist, hat nach „Tage des letzten Schnees“ (2014) nun einen neuen Roman vorgelegt, der einen gleich von der ersten Seite an gefangen nimmt. Konnte man in den früheren Büchern (beginnend mit „Eismond“ und dem quälenden Tod seiner geliebten Frau Sanna) von Joentta lernen, wie ein einzelner Mann die Kraft und die Seelenstärke aufbringen kann, trotz aller Nackenschläge des Schicksals immer wieder aufzustehen, seiner Arbeit nachzugehen und auch seinem Leben einen Sinn abzugewinnen, hat sich Kimmo mittlerweile von seinem Schmerz eher gelöst, ist aber der ernst und tiefdenkende Lebensphilosoph geblieben.

 

Das Buch beginnt mit einer Szene auf dem Marktplatz der finnischen Stadt Turku, als ein nackter und offenbar verwirrter junger Mann in einen Brunnen steigt und sich mit einem Messer selbst Verletzungen zufügt.

 

Kurze Zeit später kann sich der herbeigeeilte Polizist Petri Grönholm nicht erklären, warum er den jungen Mann nach mehrfacher vergeblicher Aufforderung, das Messer wegzulegen, erschossen hat. Warum hat er auf diesen Mann, von dem doch eigentlich keine wirkliche Gefahr ausging, geschossen?

 

Grönholm, auf den natürlich eine interne Untersuchung wartet, wendet sich an seinen Kollegen Kimmo Joentaa, der auch sofort bereit ist, ihm zu helfen und schon wenig später selbst in eine fürchterliche Tragödie verwickelt wird.

 

Denn es stellt sich im Laufe seiner ungewöhnlichen und mit ganzem körperlichem und seelischem Einsatz geführten Ermittlungen heraus, dass das aktuelle Drama eine Vorgeschichte hat. Sakari, der Junge aus dem Brunnen spielte bei einem vier Jahre zurückliegenden Unglücksfall eine entscheidende Rolle.

 

Jan Costin Wagner zeigt wie bei seinen anderen Joentta –Romanen auch viel Feingefühl bei der intensiven und detaillierten Beschreibung der Innenwelten und Gefühlen der beteiligten Personen einschließlich der des Kommissars selbst, der sich wieder einmal vollständig aussetzt.

 

Eine warmherzig erzählte Geschichte eines menschlichen Dramas, ein Buch mit Sätzen, die einfach schön sind und mein Herz erfreut haben