Rezension

Eine weitere Dystopie mit einem interessanten moralischen Hintergrund...

Artikel 5 - Kristen Simmons

Artikel 5
von Kristen Simmons

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach dem Krieg hat sich das Leben stark verändert. Alles wird vom FBR kontrolliert und wer gegen die Moralstatuten verstößt, wird hart bestraft. Trotzdem fühlt sich die 17jährige Ember sicher. Jedenfalls bis eines Tages ihr Ex-Freund Chase mit seinen Kollegen von der 'Moralmilliz' vor der Tür steht und ihre Mutter wegen des Verstoßes gegen Artikel 5 verhaftet, der da lautet:

Als vollwertiger Staatsbürger wird nur anerkannt, wer als Kind eines verheirateten Paares auf die Welt kommt."

Ember wird in ein Resozialisationszentrum für Mädchen verschleppt, in dem sie bis zu ihrem 18. Geburtstag 'erzogen' werden soll. Dort geht es allerdings hart zu und Ember versucht zu fliehen, um ihre Mutter zu retten ...

Vorweg möchte ich anmerken, dass es sich bei diesem Buch um eine Klappenbroschur handelt. Dafür finde ich den Preis ziemlich hoch, denn für diesen Preis bekommt man vergleichbare Hardcoverausgaben, das ärgert mich ein wenig.

"Artikel 5" ist eine weitere dystopische Geschichte, gut und flüssig geschrieben in 17 Kapiteln auf ca. 420 Seiten und spielt in einem totalitären Amerika der Zukunft. Das Leben nach dem Krieg ist sehr hart, die Moral steht über alles und Zuwiderhandlungen werden hart und teils sehr willkürlich bestraft. Frauen und Mädchen sind demnach auch nicht mehr so viel wert wie Jungen und Männer. Ums Überleben muss gekämpft werden.

Ember wird zu Beginn der Geschichte als sehr unbedarftes und naives, junges Mädchen beschrieben, das sich an die Regeln hält. Das ändert sich auch nur sehr langsam. Ich habe während der Lektüre oftmals gedacht, dass es schön wäre, wenn Ember endlich mal anfangen würde nachzudenken und aufhören würde so egoistisch zu sein wie nur irgend möglich. Ganz zum Schluss kommt dann auch das Erkennen. Etwas spät meiner Ansicht nach und nach dem bisherigen Verhalten auch recht plötzlich. Ember ist also eine Figur, die alles richtig machen will, das Richtige aber nicht unbedingt immer erkennt. Dabei kommt sie auch nicht immer sehr sympathisch rüber, sondern oftmals einfach ein wenig nervig.
Die zweite Hauptfigur ist Chase. Chase agiert ebenso stereotyp und ist total in seinem Vorsatz gefangen. Sein innerer Konflikt kommt leider nicht so schön zur Geltung wie es möglich gewesen wäre, das finde ich ein wenig schade. Trotzdem ist er einer der facettenreichsten Figuren in diesem Buch und ihm galt der Großteil meiner Sympathie.

Die Story selbst ist sehr hart. Es wird gemordet und es gibt durch und durch schlechte Menschen. An Brutalität wird ebenso nicht gespart und die Idee ein totalitäres Amerika aufgrund einer festgelegten und willkürlichen Moral zu entwerfen fand ich auch sehr gut und interessant. Leider kommen die Hintergründe meiner Meinung nach ein wenig zu kurz, denn den allergrößten Teil der Geschichte befindet man sich mit den Hauptfiguren auf der Flucht, was zwar recht spannend ist, aber leider nichts neues. Gerade im Genre der dystopischen Romane kommt es dauernd vor, dass sich die Protagonisten auf der Flucht befinden.

Das ist auch mein größter Kritikpunkt an diesem Buch: der kaum aufgegriffene Hintergrund. Deswegen vergebe ich lediglich vier Sterne.