Rezension

Eine weitgehend interessante Geschichte, der zwischendurch die Spannung fehlt

Outrun the Wind - Elizabeth Tammi

Outrun the Wind
von Elizabeth Tammi

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich war sehr auf "Outrun the Wind" gespannt. Da ich gerne Neuinterpretationen der alten Mythen lese, hatte ich großes Interesse an dieser Version der Geschichte um die Königstochter Atalanta, doch mich reizte auch, dass es eine Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen geben sollte. Die Erzählung um Atalanta, die nicht heiraten möchte und verkündet, dass sie nur einen Mann erwählen wird, der sie in einem Wettlauf besiegen kann, ist sehr bekannt, ebenso wie die Jägerinnen der Artemis, denen Kahina angehört, weshalb ich neugierig darauf war, wie die Elemente der griechischen Mythologie genutzt werden würden.

Zunächst einmal ist anzumerken, dass die Romanze nicht der Mittelpunkt der Handlung ist. Die Beziehung der zwei Frauen - die zunächst nicht gerade gut ist, um es zurückhaltend zu formulieren - ist zwar von großer Bedeutung und die Verbindung zwischen ihnen ist definitiv stark, aber dennoch lag meiner Meinung nach ein größerer Fokus auf der individuellen Entwicklung beider Charaktere. Sie verändern sich im Lauf des Buches weiter und müssen herausfinden, was sie wirklich wollen und brauchen - insbesondere, da sie die Erwartungen, die von der Gesellschaft an sie gestellt werden, herausfordern und in Frage stellen, was ihr Leben erschwert. Hinzu kommt, dass sie beide in der Vergangenheit in Not geraten sind und verletzt wurden, weshalb es ihnen nicht leicht fällt, anderen Menschen oder sogar sich selbst zu vertrauen. Mir hat sehr gefallen, dass diese Wunden nach und nach verheilt sind und sie ineinander Trost und Zusammenhalt gefunden haben; dadurch war ihre Freundschaft realistisch und überzeugend. Der Wandel ihrer Gefühle füreinander wurde ebenfalls schön geschildert und obwohl die Darstellung manchmal fast zu subtil war, mochte ich die Momente in denen sie offensichtlich waren sehr.

Ich fand ebenfalls gelungen, wie die Autorin Elemente aus dem Mythos um Atalanta mit ihrer Erzählung verknüpft hat. Es gibt ein Nachwort, in dem sie erklärt, wie historisch akkurat ihr Buch ist und auch wenn deutlich wird, dass sie sich ein paar Freiheiten genommen hat, wirkte die antike Welt doch sehr lebendig und interessant. Die Geschichte selbst war weitgehend fesselnd, aber ich hatte ein paar Probleme mit der Vorstellung, dass Atalanta der Göttin Artemis so problemlos davonlaufen könnte wie sie es zu Beginn getan hat, wodurch die Szene für mich an Spannung verlor. Zudem gab es ein paar Kapitel, bei denen ich den Eindruck hatte, dass nur sehr wenig von Bedeutung und viel auch nur im Hintergrund passierte. Letzteres hat mich vor allem deshalb gestört, weil die große Wichtigkeit dieser Geschehnisse zuvor betont worden war. Ein Beispiel wäre, dass Kahina sich beweisen und im Zuge dessen eine Aufgabe erfüllen muss, die Lösung hierfür aber beinahe zufällig entdeckt wird und der Leser im Folgenden nicht sieht, wie sie daran arbeitet, wodurch für mich einiges an Potential nicht ausgeschöpft wurde. Der finale Konflikt wurde ebenfalls zu schnell aufgelöst und deshalb war es schwer, die emotionale Auswirkung der Ereignisse zu spüren. Der Kampf an sich war allerdings gut geschrieben und die offenen Fragen wurden alle geklärt.

Von diesen Punkten abgesehen hat das Buch mir gefallen. Ein größerer Fokus auf der Romanze wäre schön gewesen, aber in Anbetracht des Settings war die Darstellung gelungen und sowohl die Freundschaft als auch die tieferen Gefühle der Protagonistinnen waren gut beschrieben. Es war interessant, eine komplett neue Interpretation von Atalantas Geschichte zu sehen und es ist eine weitgehend fesselnde Lektüre, selbst wenn es ein paar Kapitel gab, in denen die Handlung nicht wirklich voranging.