Rezension

Eine Welt, die einiges bietet und doch ein paar Längen aufweist

Reckless 1. Steinernes Fleisch - Cornelia Funke

Reckless 1. Steinernes Fleisch
von Cornelia Funke

Bewertet mit 3 Sternen

Eine aufregende, gefährliche und facettenreiche Welt mit einer soliden Geschichte, die einiges bietet und doch ein paar Längen aufweist.

Das Buch beinhaltet eine aufregende, gefährliche und facettenreiche Welt mit einer soliden Geschichte, die einiges bietet und doch ein paar Längen aufweist. Wie es mir gefiel erfahrt ihr spoilerfrei unten im Text.

Meine Meinung zum Cover:
Das Cover der neuen Ausgabe gefällt mir viel besser als das Alte. Es ist heller und offener gestaltet. Die Rosen auf dem Bild gehören zu einer besonderen Szene aus der Geschichte. Durch den veredelten Umschlag treten die Rosen und die Dornen richtig vorher. 

Meine Meinung zum Inhalt:
Dieses Buch befand sich schon eine ganze Weile auf meiner Wunschliste. Ich freute mich riesig, dass ich das Buch über diesen Weg lesen konnte. Der Schreibstil der Autorin ist eigen. Ich benötige ziemlich lange, bis ich mich an ihre doch sehr ausschweifenden Beschreibungen gewöhnt hatte. Die ersten 100 Seiten beinhalteten ebenso eine lange Orientierungsphase und die Gründe dafür, werde ich nachfolgend erläutern.

Ich musste mich in die Welt hinter den Spiegeln mit den kargen Informationen einfinden, die mir am Anfang gegeben wurde. Es dauert einige Zeit, bis klar ist wie die Spiegelwelt funktioniert, weil es einfach zu wenig waren. Einzig, dass sie höchst gefährlich und alles andere als märchenhaft ist, weiß man als Leser sofort. Doch ansonsten kommen die Informationen nur langsam. Einerseits hat es mir Spaß gemacht mehr herauszufinden und ich fand ich mich irgendwann gut zurecht. Anderseits machte es die erste Zeit das Verstehen der Handlungsweisen der Protagonisten schwer. Lediglich das Gefühlschaos war in starker Intensität vorhanden. Die Ideen der Autorin bezüglich der Handlung und der Goyl haben mich hingegen begeistert. Das Volk war faszinierend, weil sie so anders sind.

Die vielen Märchenbezüge haben mich überrascht, da ich so nicht mit ihnen gerechnet hatte. Zeitgleich sind sie düster, böse und oft sehr grausam. Hier ist die dunkle Seite zu sehen und keinesfalls eine Schöne. Verwoben wurde sie von der Autorin mit ihrer Handlung sehr geschickt. Die Spiegelwelt ist facettenreich und wird von der Autorin extrem ausführlich beschrieben. Sie malt ein umfangreiches Bild, sodass ich mich als Leserin sehr gut einfinden konnte. Mir persönlich war das allerdings zu viel. Die Geschichte wurde durch die ständigen Beschreibungen langatmig, was im Mittelteil besonders starke Auswirkungen hatte. 

Das letzten Drittel hat das Ruder zum Glück herumgerissen. Es wurde wesentlich spannender, wenn gleich es schon vorher aufregende Szenen gab. Alles, was mit den Feen zu tun hatte, gefiel mir am besten. Je näher das Ende kam umso schneller passierten die Dinge plötzlich. Ich empfand es als zu schnell und konnte ich nicht verstehen, warum das Geschehen so schnell abgehandelt wurde. Natürlich fand ich die überraschende Wendung und den nicht erwarteten, positiven Ausgang gut. Trotzdem fehlten mir die Erklärungen und Antworten auf einige offene Fragen. Außerdem gingen die Emotionen am Ende völlig verloren. Die Geschichte ist mehrteilig und es müssen Dinge für die nächsten Teile offen bleiben. Doch hier ist es definitiv zu viel. 

So bin ich einerseits glücklich, andererseits ist mein Leserherz unglücklich, weil ich viel zu viel nicht weiß. Der Cliffhanger ist gemein und sagt ein weiteres wildes Abenteuer voraus. Gleichzeitig fehlt mir der Kick, damit ich weiterlesen möchte. 

Von den Protagonisten mochte ich Jacob von Anfang an am meisten, obwohl mir seine Geheimnistuerei irgendwann auf die Nerven ging. Auch Fuchs habe ich liebgewonnen und besonders hier besonderes Geheimnis. Clara war eine etwas seltsame Figur. Sie war weinerlich und ängstlich, wollte dennoch unbedingt mit und zeigte am Ende, dass sie ein starkes, liebendes Herz hat. Wills Charakter war mir zu flach. Man erfährt viel zu wenig über ihn, sodass ich mich nicht in ihn hineinversetzen konnte.

Mein Fazit:
Dieses Buch schenkte mir eine vollkomme andere Geschichte, als ich erwartet hatte. Der Schreibstil ist eigen, teilweise ausschweifend und doch bewegend. Es gab viele langatmige Stellen, gleichzeitig fand ich mich in aufregenden Situationen wieder. Im Mittelteil schwächelte die Spannung, die im letzten Drittel zum Glück zurückkam. Das Ende beinhaltet eine überraschende Wendung und wird schnell abhandelt. Mir persönlich zu schnell. Trotzdem hat mich die Spiegelwelt mit ihrer Düsternis fasziniert. Die eingeflochtenen Märchen sind allerdings nichts für schwache Nerven, denn sie sind düster gefährlich und böse.

Ich vergebe 3 von 5 möglichen Sternen!

Das Buch wurde mir durch eine Leserunde zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst!