Rezension

Eine Welt in den Fluten!

Darkiss - Herrscher der Gezeiten - Nichola Reilly

Darkiss - Herrscher der Gezeiten
von Nichola Reilly

Bewertet mit 5 Sternen

Wir Menschen machen uns viel zu wenig Gedanken darüber, was aus unserer Welt werden könnte. Was passiert mit uns, wenn die Naturkatastrophen zuschlagen, als Rache dafür, was wir der Welt antun? Man stelle sich vor, das Meer überflutet die ganze Erde – wohin verschlägt es uns dann? Das Thema behandelt die Autorin Nichola Reilly in ihrem Endzeitroman „Herrscher der Gezeiten“, in welchem die Bewohner einer kleinen Insel seit langem nichts anderes mehr kennen als Ebbe und Flut...

Die Erde ist überflutet und die letzten Überlebenden verharren auf einer kleinen Insel. Hier wird die Flut mit jedem Mal schmaler und greift mehr über. Coe, eine Bewohnerin, spürt mit jedem Tag mehr, dass sie die Bewohner nicht mehr hier haben möchten. Sie erledigt ihre erniedrigende Arbeit so gut sie kann und setzt sich gegen die anderen zur Wehr. Dann gibt es da noch Tiam, welchen sie heimlich anschwärmt, er ist ihr einziger Freund auf der ganzen Insel. Dann passiert das Unvermeidliche – der König der Insel liegt im Sterben und hat keinen einzigen Erben hinterlassen. Ausgerechnet Coe wird in das Schloss eingeladen und erfährt mehr, als ihr lieb ist. Die königliche Familie hütet ein Geheimnis, das alles für immer verändern wird. Gibt es einen Ausweg aus diesem nimmer endenen Alptraum? Coe und Tiam versuchen hierauf Antworten zu finden, sie müssen sich aber beeilen, bevor die Flut die Welt verschluckt...

An Coe kann man sich als Leser schnell gewöhnen. Man empfindet zuerst einmal Mitleid mit ihr, hat sie doch überall Narben, eine Hand ab und wird von allen gemieden und gehänselt. Als man von ihrer Schwärmerei für Tiam erfährt, ist man gleich gebannt, ob sich da etwas entwickelt. Er scheint sie auch zu mögen und ein recht anständiger Kerl zu sein.

Es ist erstaunlich wie die Autorin so viele Elemente zueinander fügt, was sie aus allen Informationen macht. Kaum vorstellbar, dass diese Menschen uns weit voraus leben, aber auf dem Stand des Mittelalters leben. Am schwersten vorstellbar ist es allerdings, dass diese keinerlei Liebe und Zuneigung kennen – nicht, dass sie diese einfach verabscheuen, sie kennen sie einfach nicht. Es wurde ihnen nicht beigebracht und Kinder zu machen ist nur gut, damit sie einen besseren Platz auf der Formation erhalten. Auf dieser müssen sie sich aufhalten, wenn die Flut kommt.

Natürlich entwickelt man auch vielerlei Gefühle gegenüber den Bewohnern, von Hass bis zu Mitleid und Trauer. Es ist ein wahres Wechselbad der Gefühle, durch das der Leser gewogen wird. Wie es bei so allen Dystopien ist, hat man immer im Hinterkopf, wie es wirklich wäre, wenn man selbst Teil der Geschichte wäre. Durch die gute Sprache und leichten Dialoge macht die Autorin das Weiterlesen einfach und man gelangt schnell ans Ende – leider! Es lässt aber zu hoffen, dass es eine Fortsetzung geben wird.

Fans von Dystopien und welche, die es noch nicht sind, werden hier ein gutes Buch finden. Man taucht vollständig in eine andere Welt ein und vermag sich nicht auszumalen, wie das in der Realität wäre, was man sich ehrlich gesagt auch nicht vorstellen möchte. Es ist aber sehr unterhaltsam, den Inselbewohnern über die Schulter zu schauen, vor allem Coe, wie sie alles meistert und was für Geheimnisse sie ans Licht bringt!