Rezension

Eine Welt ohne Gefühle und perfekte Menschen, eine interessante Mischung. Man nehme noch eine große Prise Liebe und Freundschaft und hebt vorsichtig Verrat und Mord unter.

Wild - Lena Klassen

Wild
von Lena Klassen

Inhalt

Peas lebt mit ihren Eltern in Neustadt, ihr Vater arbeitet als Bio Techniker und ihre Mutter ist eine bekannte Malerin. In ihrer Freizeit geht sie mit ihrer besten Freundin Moon shoppen oder inszeniert mit ihren Schulfreunden Theaterstücke. 
Alles ganz normal ? Falsch! 
Denn in Neustadt hat niemand Gefühle, jede Woche bekommen die Menschen eine Glücksinjektion und diese schaltet ihr Gehirn auf Stand By. Keiner empfindet Mitleid, Sorge oder Kummer. Alles wird von der Regierung bestimmt - sogar die Liebe. Nur Peas fühlt.. und das kann ihr zum Verhängnis werden.

Geh ins Glück, umarme die Sonne
Geh ins Glück, der Weg führt hinauf
Gib dich in den Glücksstrom
Gib dich in den Glücksstrom
Öffne die Hände, öffne die Augen
Gehe in die Sonne

Meinung / Fazit

Eine Welt ohne Gefühle. Ein Leben das nur aus Anordnungen und Regeln besteht und bei nichteinhalten wird man weggeschlossen oder schlimmer, man wird in die Wildnis geschickt. Ein Ort indem nur kranke und Verrückte leben, ohne jeglichen Komfort. Aber wer weiß schon genau was hinter den Mauern der Stadt liegt? Peas und all ihre Freunde sind in dem Glauben aufgewachsen das Gefühle etwas schlechtes sind, die Leidenschaft wird unterdrückt zum Wohle der Gemeinschaft. Ein beängstiger Gedanke!

"Könntest du dir vorstellen über Gras zu gehen?", fragte Moon, die sich bei dem Gedanken schüttelte.
Peas merkt das mit ihr etwas nicht stimmt, ihre Dosis wirkt nicht richtig sie ist zwar wie betäubt dennoch glaubt sie zu fühlen. Bei Lucky, dem vom System zugeordneten Freund von Moon, fühlt sie so etwas wie Zufriedenheit und wenn er ihr zuzwinkert setzt ihr Herz einen Moment aus.

Anfangs wirkte Peas melancholisch doch als die Glücksdroge nach ließ, taute sie auf. Leider manchmal nicht zum positiven, da ihre Angst immer in den wichtigsten Situationen überhand nahm und sie dadurch an Überzeugung verlor. Was sich aber ab Mitte des Buches ändert - Peas wird eine wahre Kämpfernatur und entwickelt langsam Empathie für ihre Mitmenschen.

Orion hat mich definitiv überrascht. Wo er mir anfangs als unscheinbarer Sportler nicht weiter auffiel, war er wie ausgewechselt als sein Glücksstrom abbrach. Ein Mann der für die Wildnis geboren wurde aber dennoch seine Entscheidungen mit Herz und Verstand trifft.

Die Liebesgeschichte zwischen Peas und Lucky nahm nicht die Oberhand, sie wurde dem Leser nicht aufgedrängt sondern blieb zart im Hintergrund wo sie sich aber gegen Ende unglaublich entfaltete. Ein Ende das ich mir so nicht gewünscht hätte, und meiner Meinung nach wäre in dieser ganz besonderen Szene noch viel Luft nach oben gewesen.. Hier hätte ich mir mehr Leidenschaft gewünscht. Dennoch war es eine berührend ergreifende Geschichte..

Wilde Gefühle. Sie liegen in der Luft. Sie waren stärker als jede Droge. Sie belebten jedes Herz.

Eine wahnsinnig gute aber auch erschreckende Dystopie. Eine Welt ohne Gefühle und perfekte Menschen, eine interessante Mischung. Man nehme noch eine große Prise Liebe und Freundschaft und hebt vorsichtig Verrat und Mord unter. Dazu ein bildhafter und angenehmer Schreibstil - die Autorin versteht es einen in ihre Welt zu ziehen. Bleibt nur die Frage: Mit dem Glücksstrom schwimmen oder Wild sein? ;-)

4/5 Sterne