Rezension

Eine wichtige Milieustudie

Menschen neben dem Leben - Ulrich Alexander Boschwitz

Menschen neben dem Leben
von Ulrich Alexander Boschwitz

Bewertet mit 4 Sternen

„Menschen neben dem Leben“ ist das bereits 1937 in Stockholm auf Schwedisch erschienene Debüt des damals erst 22-jährigen Ulrich Alexander Boschwitz (1915-1942), der mit dem Roman „Der Reisende“ schon für sehr positive Kritik sorgte. Er hat die Ausgrenzung der berliner Juden (sein Vater war selbst Jude), die Kriegsheimkehrer und die schwierige Zeit nach dem ersten Weltkrieg nahe erlebt und seine Protagonisten umfassen die unterste Gesellschaftsschicht, die von Armut und Obdachlosigkeit geplagt sind. Wir begleiten sie in ihrem Alltagsleben, erfahren wie so manche sich mit der Situation abgefunden haben und doch noch versuchen ein Fünkchen Hoffnung und Freude neben all den Alltagssorgen zu finden. Dies geschieht vo allem im „Fröhlichen Waidmann“, ihr Stammlokal, wo sie für eine begrenzte Zeit ihr Schicksal zu vergessen versuchen. Boschwitz fasziniert durch seine lebendige Szenerie und sein Mitgefühl, dass zwischen den Zeilen zu lesen ist. Erstaunlich ist sein Talent, dass in so jungen Jahren so ausgeprägt war. Leider erstarb er einige jahre später auf einem Schiff bei seiner Rückreise aus Australien und konnte uns somit nicht mit vielen solchen einzigartigen Zeitdokumenten bereichern.