Rezension

eine wirklich erschreckende und spannende Geschichte

Nina X - Ewan Morrison

Nina X
von Ewan Morrison

„Nina X“ ist ein außergewöhnlicher Roman, über eine außergewöhnliche junge Frau. Denn Nina durfte kein normales Leben führen und nicht aufwachsen, wie viele andere Kinder es tun. Sicherheit und Geborgenheit kannte sie nicht. Sie hatte keinen Mutter und keinen Vater. Und keinen Namen.

In einem kleinen Haus in London lebt eine kommunistisch-maoistische Sekte und startet mit der kleinen Nina ein ganz besonderes Projekt: sie soll von Kapitalismus, Neid und Besitzdenken fern gehalten werden. Sie soll zu einem „besseren Menschen“ heranwachsen, ohne die Lügengeschichten und ohne Unterdrückung. Also hat sie keinen Namen – man nennt sie „Das Projekt“, sie darf nicht „ich“ oder „mir“ sagen und hat nichts, was ihr gehört. Keine Spielsachen, keine Accessoires, nicht einmal feminin riechende Badeseife. Denn durch Besitz entstehen Neid und Unterdrückung. Sie wird weitestgehend geschlechtsneutral erzogen, denn Frauen können leicht unterdrückt werden. So ist die Monatsblutung Bestandteil der weiblichen Unterdrückung, wie auch schöne Sachen oder Absatzschuhe – nur Sklaven tragen so etwas.

Das Projekt wächst in Furcht auf – draußen warten Krieg, Unterdrückung und Gefahr. Das Projekt kennt die Welt jenseits dieses Hauses nicht. Es hat Angst vor Autos, vor Strahlung, vor Polizisten und vor Einsamkeit.

Das Buch ist aus Ninas Sicht erzählt, denn sie musste immer Tagebuch schreiben, was von den Erwachsenen gelesen und zensiert wurde. Nina war 28 Jahre lang eine Gefangene und aus den Seiten geht eine ganz erschreckende Geschichte hervor. Das Buch besteht aus vielen Tagebucheinträgen in ganz verschiedenen Zeitebenen und so erlebt der Leser Nina auch, als sie der Sekte entkommt – doch die Freiheit ist für Nina nur eine weitere Qual. Sie weiß nicht, wie sie sich ernähren soll, traut sich nicht auf die Straße, ihre Empathie ist völlig verkümmert und sie versagt in sozialen Situationen. Wirklich erschreckend!

Dieses Buch ging mir absolut an die Nieren. Nina, das Projekt X, wurde bar jeder Menschenrechte erzogen und sie tat mir unendlich leid. Umso spannender fand ich es, nach und nach herauszufinden, wie es ihr in der Vergangenheit ergangen ist und ob sie die Gegenwart in Freiheit irgendwie meistern kann. Das Ende hat mich wirklich überrascht und ich war trotz aller Grausamkeiten wirklich zufrieden mit damit.

As Schlimme ist jedoch, dass sich andere Geschichten in Wirklichkeit ähnlich zugetragen haben. Kinder, die in Sekten aufgewachsen sind und im Sinne eines verqueren Weltbildes erzogen wurden. Absolut gruselig, wenn ihr mich fragt!