Rezension

Eine wirkliche Tragödie

Im Tal der Gebeine
von Alfred Bodenheimer

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch beginnt mit der Geschichte Bianca Kugels und ihrer Familie. Ihre Eltern können das nationalsozialistische Deutschland nicht verlassen, wollen aber ihre beiden Töchter in Sicherheit wissen. Die ältere Ruth kann direkt mit einem Kindertransport nach England fahren, die 10-jährige Bianca folgt einige Monate später mit Zwischenaufenthalt bei Schweizer Verwandten, wo sie auch ihren Cousin zweiten Grades kennenlernt, der einmal der Vater von Rabbi Gabriel Klein sein wird.

Bianca, verheiratete Himmelfarb, inzwischen eine alte, steinreiche Dame und bekannte Kunstsammlerin, lebt in Kanada, kommt aber noch regelmäßig in die Schweiz. wo sie eine Wohnung hat. Dort wird sie von ihrer Angestellten Filomena Haas tot aufgefunden – gestorben durch Zyankali. Die Frage ist: Selbstmord oder von einer anderen Person dazu gezwungen, das Zyankali zu nehmen, oder direkter Mord? Tendenz: Mord.

Kommissarin Bänziger spricht mit Rabbi Klein, Bianca Himmelfarbs einzigem Schweizer Verwandten, um mehr über die Ermordete – Mord ist die wahrscheinlichste Option – zu erfahren. Klein wird von Menschen aus dem Umfeld seiner Tante zu Rate gezogen, spricht mit möglichen Verdächtigen. Das Erbe Bianca Himmelfarbs kann für den Mord eine Rolle spielen, vielleicht auch die Art, wie sie an Bilder des Malers Friedrich Holper gekommen sein mag. Neben allem, was mit dem Mord im Zusammenhang steht, erfahren Leserinnen und Leser einiges über jüdisches Leben, hier besonders Pessach; ein jüdisches Motiv in diesem Buch ist die Ezechiel-Vision aus der Schrift, der hebräischen Bibel, über die Wiederbelebung der Toten aus ausgebleichten Knochen. Rivka Klein, Gabriels Frau, gibt zwischendurch einen wichtigen Tipp, spielt aber bei der Ermittlung eine geringere Rolle als in manchem bisherigen Rabbi-Klein-Buch.

Ich mag die Einheit aus jüdischem Leben und Kriminalfall in Alfred Bodenheimers Rabbi-Klein-Romanen sehr, auch in diesem Roman. Während mancher Thriller Längen hat, die man durchstehen muss, langweile ich mich in den Rabbi-Klein-Fällen keine Sekunde. Dieser Fall, »Im Tal der Gebeine«, beginnt mit der sehr berührenden Geschichte von Bianca, Ruth und ihren Eltern und schließt mit einer ebenso berührenden Lösung des Falls, die eine wirkliche Tragödie ist.