Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Eine wunderschöne Geschichte

Die verborgene Seite des Mondes - Antje Babendererde

Die verborgene Seite des Mondes
von Antje Babendererde

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt
Die 15 jährige Julia Temoke hat gerade ihren Vater verloren und leidet sehr darunter. Um ihn etwas besser zu verstehen und die Sehnsucht nach seiner Heimat wahrzunehmen, fliegt sie mit ihrer Mutter nach Amerika. Ada und Boyd, ihre Großeltern, nehmen sie gerne bei sich auf, doch ihre Ranch verfällt zusehends, denn neben all der Arbeit dort, organisieren sie auch noch Demos und betätigen sich als Aktivisten. Doch hier lernt Julia auch den 17 jährigen Simon kennen, der bei ihren Großeltern arbeitet. Der schüchterne Junge stottert und hält sich deshalb meistens von Menschen fern, doch Julia zeiht ihn auf unerklärliche Weise an. Je mehr sich Julia an das Leben auf der Ranch gewöhnt, desto mehr versteht sie die Schwierigkeiten ihrer Großeltern und auch ein wenig ihren Vater. Sie muss allerdings auch feststellen, dass jemand alles tun möchte um Simon und sie von dort zu vertreiben um eigene Pläne umsetzen zu können.

Meine Meinung
In ihrem Buch "Die verborgene Seite des Mondes", lässt Antje Babendererde die Leser zusammen mit Julia Temoke das Leben ihrer Vorfahren entdecken. Sie gewährt einen kleinen Einblick auf das heutige Leben des Volkes der Shoshonen. In wie weit dieser Einblick der Realität entspricht, kann ich leider nicht sagen, da ich persönlich niemals vor Ort war um es zu sehen.

Julia Temoke ist 15 Jahre alt und in Deutschland aufgewachsen. Als halb Deutsche und halb Shoshone, kennt sie aber nur die eine Seite des Lebens. Das geliebte Land ihres Vaters hat sie bisher nicht kennen lernen können. Nun, da ihr Vater nicht mehr ist, möchte sie seine Heimat wenigstens einmal besuchen. Julia weiß, dass sie dort nicht nur ihre Großeltern treffen würde, sondern auch seine andere Familie, die er für ihre Mutter einst verlies. Auf der Ranch angekommen, lernt sie ein völlig neues Leben kennen. Hier gibt es nicht den gewohnten Luxus, sondern Probleme und jede Menge Arbeit. Doch Julia beginnt auch die Schönheit der Landschaft für sich zu entdecken und die Gefühle für den schüchternen Simon. Leider muss sie aber auch den Hass auf die Indianer und den der eigenen Familie erfahren.

Julia ist ein kluges Mädchen und weiß was sie will. Sie hat ihren Vater über alles geliebt, während ihre Mutter im Hintergrund blieb. Erst später hat sie erkannt, was diese alles aufgegeben hat um sie glücklich zu sehen. Erst später hat sie eingesehen, dass ihre Mutter so vieles für sich getan hat. Während ihrer Zeit in Amerika begreift sie so einiges vom Leben.

Simon ist ein junger Indianer. Mit seinen 17 Jahren hat er bereits einiges durchlebt und irgendwann seinen Platz auf Adas und Boyds Ranch gefunden. Obwohl er gar nicht so übel aussieht, ist er ein Außenseiter, denn Simon stottert, was vielen auf die Nerven geht. Die meisten Menschen sind nicht bereit mit ihm zu reden, zu anstrengend fällt das Gespräch aus. Auf der Ranch hat er keine Probleme mit diesem Handikap, da dort nicht viel gesprochen wird. Dann taucht aber Julia auf, ein schönes Mädchen, das ihm den Kopf verdreht. In ihrer Nähe ist er erst unsicher, doch mit der Zeit fasst er mehr Mut. Sie gibt ihm Selbstsicherheit und zum ersten Mal erlebt er auch das Gefühl der Liebe. Doch Simon hat grausames erlebt und weiß, dass noch einiges wahrscheinlich kommen wird.

Antje Babendererde hat für ihre Charaktere eine wunderschöne und gefühlvolle Geschichte geschaffen. Die Charaktere selbst sind äußerst unterschiedliche und haben so ihre Fassetten. Nicht immer ist ihr wahres Gesicht sofort erkennbar, doch irgendwann lässt es sich nicht mehr unterdrücken.

Die Beschreibung der Ranch mitten in Nevada, zeigt mehr oder weniger ein verfallenes Gelände. Ein Grundstück, was von Außen gesehen nicht sehr wertvoll aussieht und doch für so manche Streitigkeiten und Kämpfe verantwortlich ist. Der Zwist, der wegen der Ranch vorhanden ist, führt sogar zu Gewalttaten, die zum Teil auch Simon über sich ergehen lassen muss.

Julias Großeltern sind Kämpfer für das Recht der Shoshonen. Sie mögen noch so viele berühmte Persönlichkeiten treffen, bleiben aber doch arm. Ihr Kampf wird nicht wirklich wahrgenommen, denn ihre Mittel sind nun mal begrenzt. Die Beschreibung des großen Treffens war aber umso faszinierender. Dort wurde ein traditionelles (?) Gebet für die Toten beschrieben, was auf seine Art magisch war.

Die Autorin führt den Leser wahrlich nach Nevada. Die Erwähnung der gewaltigen Hitze, wenn auch zumeist beiläufig, bewirkt tatsächlich ein warmes und trockenes Gefühl auf der Haut. Überhaupt gelingt es ihr in dem Leser eine Sehnsucht zu wecken, den Wunsch dieses Land mit eigenen Augen zu sehen. Vielleicht auch den ein oder anderen Indianer zu treffen und seine Geschichte zu hören. Ihre Worte begeistern für die einfache Schönheit der Landschaft, weit ab vom Trubel einer Großstadt.

Fazit
Der Leser wird entführt auf eine einfache Ranch zweier alter Menschen. Zusammen mit den Protagonisten erlebt er Ablehnung und Hass, aber auch Eifersucht, Freundschaft und Liebe. Die realistisch anmutende Geschichte, strotzt nicht gerade vor Spannung, sondern überzeigt durch den einzigartigen Schreibstil der Autorin und ihrer scheinbaren Liebe zu den Indianern.