Rezension

Eine wunderschöne Geschichte mit einem komplexen Verwirrspiel

Der dunkle Kuss der Sterne - Nina Blazon

Der dunkle Kuss der Sterne
von Nina Blazon

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Als die 17-jährige Canda am Morgen ihres Hochzeitstages aufwacht, ist ihre Zukunft zerstört. Der Glanz, der sie bis dahin umgeben hat, ist über Nacht verschwunden, ebenso Tian, der Bräutigam, dem sie seit ihrer frühesten Kindheit versprochen war. Canda und Tian gehören zur obersten Kaste in der Stadt Ghan. Die Herrschenden sind hier mit Gaben ausgestattet, die man im gemeinen Volk nicht findet. So hat Canda zum Beispiel eine ausgeprägte Begabung für Zahlen, ein enormes Erinnerungsvermögen und einen Glanz, eine Ausstrahlung, die die Menschen für sie einnimmt. Da Canda ohne ihre große Liebe Tian eine „Einzelne“ ist, wird sie von ihrer Familie verstoßen und eingesperrt. Ihr gelingt die Flucht, und ausgerechnet die höchste Herrscherin, die Mégana, unterstützt sie dabei. Sie schließen einen gefährlichen Pakt. Die Mégana gibt Canda den Sklaven Amad zur Seite, denn allein hätte das in Geborgenheit aufgewachsene Mädchen außerhalb der Stadt keine Chance.

Meine Meinung:
Nina Blazon hat mich mit ihrem neuen Fantasyroman von der ersten Seite an gefangen genommen. Durch die bildhaften Beschreibungen und die äußerst lebendig dargestellten Figuren kann man tief in die Geschichte eintauchen. Dabei hilft auch, dass die Protagonistin Canda in der Ich-Form erzählt. So lernt man vor allem diese Person gut kennen - soweit sie sich selbst kennt. Die anderen bleiben lange Zeit sehr mysteriös und undurchschaubar, was natürlich die Spannung, abgesehen von der Handlung an sich, noch einmal erhöht. Man weiß nie, wem man trauen soll und wem besser nicht. Konzentriertes Lesen erhöht die Chance, dass man die vielen Details, zum Teil auch abstrakten Ideen, richtig sortiert und die eigenen Spekulationen in die richtige Richtung gehen lässt.

Der Charakter Canda hat mir ausgesprochen gut gefallen. Das Mädchen entwickelt sich von einer arroganten höheren Stadtbewohnerin, die in strengen Regeln gefangen ist, ohne sie zu hinterfragen, zu einem offenen Wesen mit einem großen Herz für andere. Dabei mutiert sie aber nicht zu Super-Woman, sondern macht auch Fehler, wirkt manchmal unbeholfen und verletzlich. Auf ihrer abenteuerlichen Reise mit Amad durch die Wüste und über das Meer lauern unzählige Gefahren. Canda lernt nicht nur mit Waffen und um ihre Liebe zu kämpfen, sondern muss auch erkennen, dass die Gesellschaft der Stadt Ghan auf einem Geheimnis beruht, das weit in die Vergangenheit zurückreicht. Blazon versteht es hier perfekt, Canda und mit ihr den Leser lange Zeit zu verwirren. Erst ganz am Schluss wird klar, was hinter allem steckt. Dieses Verwirrspiel ist wirklich einzigartig. Kaum etwas in diesem Buch ist vorhersehbar. Und hat man noch kurz vorher den Eindruck, das ist alles zu verzwickt, das geht niemals auf, belehrt die Autorin uns eines Besseren. Die Auflösung ist stimmig, und die wichtigsten Fragen werden befriedigend beantwortet. Einfach klasse gemacht!

Obwohl „Der dunkle Kuss der Sterne“ in derselben fantastischen und magischen Welt angesiedelt ist wie „Faunblut“ und „Ascheherz“, ist es ein Einzeltitel. Wir begegnen hier neuen Charakteren und neuen Landstrichen. Es sind keinerlei Vorkenntnisse nötig. Die Handlung ist in sich abgeschlossen. Auch wenn ich gerne noch mehr von Canda und Amad lesen würde, finde ich es toll, dass ich nun nicht ewig auf eine Fortsetzung warten muss.

Fazit:
Anspruchsvolle Jugendfantasy, auch für Erwachsene bestens geeignet :-)