Rezension

Eine wundervolle Liebesgeschichte

Zorn und Morgenröte
von Renee Ahdieh

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt: Das ganze Volk von Chorasan lebt in Angst und Schrecken, seit der junge Herrscher Chalid begonnen hat, jeden Tag ein anderes Mädchen zu heiraten, nur um sie am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang hinrichten zu lassen. Shahrzad hat auf diese Weise ihre beste Freundin Shiva an den Kalifen verloren. Nun will sie nur noch eins: ihre Freundin rächen. Sie meldet sich freiwillig als Braut und hat doch nur ein Ziel: überleben und den Mann töten, der ihr die Freundin genommen hat. Im Angesicht der Morgenröte beginnt Shahrzad, Chalid eine Geschichte zu erzählen. Und tatsächlich: Sie bekommt einen Tag Aufschub. Doch mit den Geschichten und den Nächten, die vergehen, muss Shahrzad erkennen, dass der junge Kalif nicht der Tyrann ist, für den ihn alle halten. Und das in seinem prächtigen Palast Geheimnisse verborgen liegen, die noch schrecklicher sind als seine Taten. (Quelle: Verlag)

Meine Meinung: Das mit den Lesehighlights eines Jahres ist immer so eine Sache. Am Anfang setze ich immer alles auf 0 und finde viele neue Highlights. Am Ende eines Jahres strebe ich immer nach den absoluten Lieblingsbüchern, um das Jahr perfekt abzurunden und in der Mitte, da ist das große Nichts. Ich bin kritischer mit den Büchern und umso überraschter und erfreuter bin ich dann über jedes Buch mit Lieblingsbuchpotential, das sich mir bietet. Eines dieser raren Lesehighlights der Jahresmitte habe ich in Zorn & Morgenröte gefunden Die Meinungen zum Buch fallen ja sehr unterschiedlich aus und umso mehr freue ich mich, dass ich zu den Menschen gehöre, die es lieben.

Die Geschichten aus 1001 Nacht tragen für mich einen ganz eigenen Zauber in sich und auch wenn ich die Inhalte schon lange nicht mehr gehört und somit zum größten Teil leider wieder vergessen habe, so blieb die Atmosphäre bis heute in meinem Kopf. Genau das war es auch, was ich gespürt habe, als ich die ersten Zeilen des Buches las und schon da beschlich mich der Verdacht, dass dieses Buch richtig gut werden würde. Renée Ahdieh versteht es perfekt, den Zauber aus 1001 Nacht einzufangen und ihn zu etwas ganz besonderem zu machen. Vor allen Dingen ist die Geschichte aber eines: Etwas Eigenes und einzigartig. Für mich wird Zorn & Morgenräte so zu einem perfekten Retelling und kann sich gekonnt von den Ursprungsgeschichten abheben.

Auch der Schreibstil ist toll. Für ein Jugendbuch ist er gut lesbar aber er ist eben noch mehr. Er fängt den damaligen Zeitgeist perfekt ein, ist etwas altertümlich und orientalisch anmutend und doch verständlich. Es schwingt eine Art von Poesie mit, die das Setting des Buches nochmal verstärkt und mystifiziert. Ich muss jedoch sagen, dass das Ende des Buches ziemlich offen ist und auf eine bestimmte Art auch todtraurig. Ich kann nun eigentlich gar nicht mehr auf den zweiten Band warten und hoffe, dass dieser bald erscheint.

Was mich das Buch neben diesen vielen Punkten am meisten lieben lässt, das sind ganz klar die beiden Protagonisten Shazi und Chalid. Die Nebencharaktere sind alle ohne Frage sehr toll konzipiert und waren mir entweder herzallerliebst oder abgrundtief verhasst. Besonders Despina und Jalal waren zwei vielschichtige und interessante Charaktere und sehr lesenswert. Keiner von ihnen kommt jedoch an Shazi oder Chalid heran. Shazi ist zu einem Teil sehr wie ich. Sie ist hitzköpfig und hat einen ausgeprägten Sinn für Geschichten. Und besonders liebt sie es, diese zu erzählen. Zu einem anderen Teil ist sie aber auch alles, was ich mir wünschte zu sein. Sie ist unglaublich aufopfernd und dadurch auch so mutig, wie ich es nicht mal ansatzweise bin. Außerdem ist sie bildhübsch und manchmal wünschte ich mir, ich könnte ebenso viel Faszination in Rosen finden, wie Shazi es tut. Zu Chalid fehlen mir tatsächlich ein bisschen die Worte. Zuerst ist er ein Tyrann, ein Monster. Unzählige Frauen hat er schon getötet und sein Verhalten Shazi gegenüber ist anfangs kalt und unberechenbar. Schnell merkt man jedoch, dass dies alles zur Show ist. Oder sein trauriges Schicksal. Je mehr er für Shazi empfindet, desto mehr taut er auf und offenbart immer mehr, was für eine wundervolle und vielschichtige Person er ist.

Fazit: Wie man meiner langen Rezension schon entnehmen kann, konnte mich Renée Ahdieh komplett in den Bann nehmen und mit ihrer Geschichte begeistern. Chalid ist mein orientalischer Mr. Darcy und ich liebe seine und Shazis Geschichte so sehr, dass sie sich einen Platz unter meinen Lieblingsbüchern ergattern konnte.

Vielen herzlichen Dank an Bastei Lübbe und Lesejury. Dieses Exemplar habe ich für die *Leserunde zum Buch bekommen.