Rezension

Eine zähe Sache

Sophie und die Sibylle
von Patricia Duncker

Bewertet mit 2 Sternen

Da mich vor ein paar Jahren Dunckers "Die Garmanistin" sehr begeistert hat, wollte ich unbedingt noch mehr von ihr lesen. Und da in "Sophie und die Sybille" ebenfalls die Bezeibung zwischen Autor und Leser eine Rolle spielt hatte ich große Erwartungen am diesen Roman. Doch eigentlich hätte ich das Buch direkt weglegen sollen nachdem ich den Untertietel bemerkt habe: "Ein viktorianischer Roman". Oha.

Doch worum geht es eigentlich? Wir folgen in erster Linie Max: Anfang 20, gutaussehend, dem Glücksspiel zugetan ohne Talent dafür zu besitzen, aus einer Verlegerfamilie und noch recht orientierungslos was seine eigene Zukunft betrifft. Da Max' Bruder die deutschen Ausgaben von Marian Lewes alias George Elliot verlegt, trifft auch Max auf die umstrittene grande Dame der Literatur. Sie findet gefallen an ihm und er verfällt mehr und mehr dem Charme der älteren Frau. Gleichzeitg soll Max die junge, bildhübsche und ungestüme Gräfin Sophie von Hahn heiraten, die ihrerseits ein großer Fan der Lewes ist. Doch durch Absicht oder Gedankenlosigkeit: Die Beziehung dieser drei bekommt eine ungute Dynamik.

Duncker schreibt durchaus gut, hat Witz und ein Gefühl für ihre Figuren. Und dass der Roman vom Aufbau her an seine viktorianischen Vorbilder angelehnt ist, passt ins Bild. Auch ist Marian Lewes eine unglaublich interessante Person und hier auch plastisch wie rätselhaft beschrieben. Aber viktorianische Etikette, philosophische Diskussionen, Wagners skandalöse Musik, geistreiche Museumsbesuche und andere Reiche-Leute-Probleme hatten absolut nichts, was mich fesseln und durch dieses Buch tragen konnte.

Es war nie ganz klar: Geht es um Max Beziehumgsdynamiken mit den beiden unterschiedlichen Frauen oder um das Leben der Lewes?
Der Plot um Sophie und Max, der Anfangs präsenter schien endet etwa auf Seite 250. Danach verliert es sich irgendwie in viel Gerede und wird mehr Biografie der berühmten Autorin als alles andere. Die eigentlich so liebenswerte Sophie wandelt sich ohne Not zum unsympathischen, keifenden Wesen und eigentlich kann man alles getrost querlesen.

Das Beste waren die Beschreibung Lewes, ihres außergewöhnlichen Charmes und Lebens und auch die junge Sophie mit ihrem ungestümen Charakter brachte Leben in die Geschichte. Aber es hat mich durchweg nicht zum Roman hingezogen. Ich musste mich zwingen weiter zu lesen, hatte ständig statt dem Buch das Smartphone in der Hand und war gelangweilt von Nebenhandlungen wie Opernbesuchen und Museumsflanierereien.

Immerhin hat mir der Roman ein bisschen Hintergrund für das opulente Middlemarch gegeben, das noch bei mir im Regal wartet. Mehr aber leider auch nicht.