Rezension

Eine zauberhafte Aufmachung, bei der der Inhalt leider nicht ganz mithalten konnte.

Perfect - Rachel Joyce

Perfect
von Rachel Joyce

Bewertet mit 4 Sternen

Nach dem mich "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" schon so tief berührt hat, musste ich 
einfach wissen was in dem neuen Buch von Rachel Joyce steht. Der Buchtrailer und vor allem die liebevolle Aufmachung des Buches haben mich von Anfang an verzaubert  und ich war mir sicher, dass ich wieder eine ganz besondere Geschichte vor mir liegen habe! Noch jetzt ist es so, dass ich die Zeichnungen auf dem Einband und zu Beginn jedes Kapitels gerne anschaue!
Leider konnte mich der Inhalt schlussendlich nicht ganz vom Hocker reißen. Die beiden Protagonisten, Byron und James, sind so naiv wie nur Kinder es sein können. Auf der einen Seite ist das natürlich furchtbar niedlich, mit welch einer Inbrunst sie an die 2-Sekunden-Verschwörung glauben, aber auf der anderen Seite ist das als Erwachsener auch oft nicht richtig nachvollziehbar. Allerdings hat es mich zum Nachdenken gebracht, was 2 Sekunden alles ausmachen können. Was würde passieren und würde anders geschehen, wenn einfach 2 Sekunden hinzugefügt werden? Würde sich dann überhaupt etwas verändern? Schließlich hat man dadurch greifbar gar nicht mehr Zeit, die Uhr geht nur einfach anders.Während des Lesens sind mir also wirklich viele Gedanken durch den Kopf geschossen, was manchmal auch an meiner Konzentration nagte. Die war jedoch beim Lesen sehr wichtig für mich, da ich das Englisch doch schon als sehr fortgeschritten empfunden habe. Es gab viele Stellen, an denen ich das Wörterbuch zu Rate ziehen musste, was natürlich den Lesespaß beeinflusst hat.
Einem ist die Autorin aber definitiv treu geblieben: In ihren Büchern ist nie alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Hinter eine Ecke warten Schicksalsschläge auf den Leser, die für ihn und den Protagonisten schwer zu verarbeiten sind und genau darum handelt es sich in Rachel Joyce Büchern im Kern. Die besondere Verarbeitung von Schicksalsschlägen, die für eine einzelne Person oft untragbar sind und in wie weit einzelne, auf den ersten Blick unspektakuläre Szenen im Gesamten zur Katastrophe führen.
Ich bin froh, wieder ein Rachel Joyce - Buch gelesen zu haben, denn selten berührt mich eine Autorin oder ein Autor auf so besondere Weise und regt mich zum denken an! Einziger Wermutstropfen ist, dass ich manchmal keinen Zugang zu den Protagonisten fand. Ob dies daran lag, dass ich das Buch auf englisch gelesen habe oder die Protagonisten und ich einfach nicht zusammen passten sei dabei dahin gestellt.