Rezension

Eine Zeitreise, auf die man sich gerne mitnehmen lässt.

Liebe geht durch alle Zeiten. Edelsteintrilogie 01. Rubinrot - Kerstin Gier

Liebe geht durch alle Zeiten. Edelsteintrilogie 01. Rubinrot
von Kerstin Gier

Wenn es eine Sache gibt, mit der Gwendolyn sich auskennt, dann sind es Geheimnisse, von der ihre Familie jede Menge hat. Jahrelang wird Gwens Cousine Charlotte auf eine Zukunft als Trägerin des Zeitreisegens vorbereitet, das es ihr erlaubt, in die Vergangenheit zu reisen. Doch plötzlich findet sich Gwen nach einem Schwindelanfall im London der Vergangenheit wieder und nicht ihre Cousine. In der Familie herrscht Fassungslosigkeit, war man sich doch sicher, dass Charlotte die Gen-Trägerin und die letzte fehlende Zeitreisende im Kreis der Zwölf sein würde. Die Wächter - eine Gruppe aus Naturwissenschaftlern - klären sie über ihre Gabe auf und bereiten sie auf eine Mission vor, für die Charlotte Jahre hatte, um sich darauf vorzubereiten. Ohne Unterricht im Fechten, nur einem Hauch von blassen Schimmer von Geschichte, der aus Filmen wie Shakespeare in Love stammt, die sie sich so gerne mit ihrer besten Freundin Leslie anschaut, wird Gwen schon bald wieder ins alte London geschickt, um einen ganz speziellen Auftrag auszuführen. Ohne zu wissen, wem sie von den geheimnisvollen Wächtern wirklich trauen kann und ausgerechnet mit dem arroganten Gideon an ihrer Seite, dem elften Zeitreisenden, der auch noch lange Haare hat. Eindeutig ein Grund, ihn nicht zu mögen. Oder...?

Die Geschichte um Gwen wird aus ihrer Sicht erzählt, was sehr erfrischend ist, denn unsere junge Protagonistin stolpert von einem Unfall – mal wieder ist das nicht identifizierbare Essen aus der Schulkantine auf ihren Klamotten gelandet – ins nächste Abenteuer und findet sich plötzlich in der Vergangenheit wieder, was sie auch gerne als Unfall abtun würde. Schließlich war für die Familie immer klar gewesen, dass Charlotte das Zeitreisegen haben würde, da sie an dem Tag geboren wurde, den Iscaac Newton persönlich für den nächsten Genträger ausgerechnet hat! Schon bald erfährt Gwen jedoch, dass hier aber kein Irrtum vorliegt, und muss nun innerhalb von kurzer Zeit lernen, wofür ihre Cousine jahrelang Zeit hatte.
Zusammen mit Gwen wird der Leser langsam über die Zeireisen, den Chronografen – ein Gerät, mit dem man die Zeitreisen steuern kann – und über die Mission aufgeklärt, die sie zusammen mit dem eingebildeten Gideon bewältigen muss. Bei den Erklärungen, die dem Leser mit Gwen gegeben werden, präsentiert sich Kerstin Giers erster Band der Edelstein-Trilogie als gut durchdachtes, mit viel Liebe zum Detail gestaltetes Werk und man merkt, dass sie sich sehr mit dem Thema Zeitreise und Geschichte befasst hat. Denn genau wie Gwen kannte ich nur die Hälfte der historisch bedeutsamen Personen, die Gier in ihrem Buch nennt. Nur leider hatte ich keine beste Freundin, die diese für mich ergooglet hat, sondern musste mich selbst auf die Suche in den Weiten des Internets machen. Geschichtliches Wissen ist allerdings keine Voraussetzung, um dieses Buch mit Freude lesen zu können, denn die wichtigen Fakten präsentiert Gier selbstverständlich mit Erklärungen und lässt den Leser nicht einfach im Regen stehen.

Giers flüssiger Schreibstil lässt die Seiten nur so dahin fliegen, sodass ich beim Lesen völlig das Gefühl für jegliche Zeit verloren habe, weil mich die Geschichte um Gwen so gepackt und mitgerissen hat, dass ich manchmal sogar das Gefühl hatte, mich mit Gwen in London zu befinden. Rubinrot ist der Auftakt zu einer zauberhaften Trilogie, von dem man langsam in die Geschichte mit hineingezogen wird. Daher hat der erste Band auch noch nicht viel an Spannung zu bieten, was mich persönlich aber nicht gestört hat. Lediglich das Ende, in das die Autorin noch schnell den Beginn der Romanze zwischen Gwendolyn und Gideon eingeflochten hat, kam für mich recht abrupt. Im ersten Moment mochte das ein wenig frustrierend gewesen sein, doch letztendlich hat Gier eigentlich nur das erreicht, was sie damit sicher beabsichtigt hat – das Ende hat definitiv Lust auf die anderen beiden Bände gemacht.

Der erste Band der Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier hat alles, was man sich wünschen kann – sympathische Charaktere, die einen sehr unterhalten, eine tolle, ausgeklügelte Handlung und eine zauberhafte Liebesgeschichte. Eine Zeitreise, auf die man sich gerne mitnehmen lässt.