Rezension

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Eine zerstörerische Lüge die alles verändert

Winterrosenzeit - Ricarda Martin

Winterrosenzeit
von Ricarda Martin

England im Jahre 1965 und eine überschattete Liebe in der Nachkriegszeit. Zum Ende des Krieges wurde Hildegards Haus in Hamburg völlig zerstört. Ihr blieb nur noch das, was sie am Leib trugen. So beschloss sie, mit Ihrem Sohn Hans-Peter zu ihrer einzigen Angehörigen der Großcousine Doris in die Schwäbische Alb zu gehen. Dort heiratet sie kurze Zeit später den ortsansässigen Bürgermeister und lebt fortan in wohl situierten Verhältnissen. Hans-Peter jedoch versteht sich mit seinem Stiefvater gar nicht gut. An seinen eigenen Vater hat er keine Erinnerungen mehr, ihm bleibt nur die Aussage seiner Mutter, er sei im Krieg gefallen. Mittlerweile studiert er Rechtswissenschaften und hat sich nebenbei auf dem Bau Geld für seinen Herzenswunsch erarbeitet – eine Reise nach England zu einem Konzert der Beatles.

Ginny lebt auf Farringdon Abbey, wo bereits in dritter Generation Rosen gezüchtet werden, diese Zucht soll sie eines Tages übernehmen. Neben der Leidenschaft für die Rosen ist sie auch ein großer Fan der Beatles. Auf der Reise nach England lernt er Ginny und ihre Freunde kennen, die auch zu dem Beatles Konzert wollen. Zwischen den beiden knistert es schnell. Ginnys Familie ist jedoch gegenüber den Deutschen nicht positiv gestimmt, daher brennt in Ginny und Hans-Peter die Frage, ob ihre Liebe überhaupt eine Chance hat. Zu schwer sind die Erinnerungen an den Krieg, Folter und der Verlust der im Krieg gefallenen Angehörigen. Doch dann verändert sich plötzlich alles… eine Lebenslüge die zwei Familien erschüttert…

Meine Meinung:

In dem Roman „Winterrosenzeit“ entführt Ricarda Martin den Leser mitten in die 6oer Jahre. Direkt zu Beginn fesselt einen die Geschichte und man fliegt nur so durch die Seiten in einem lockeren angenehmen Schreibstil. Die Beschreibungen sind schön, detailliert aber auch nicht zu ausschweifend und man fühlt sich wie live an die Schauplätze des Geschehens versetzt. Ich habe mich seit Beginn in dem Roman rundum wohlgefühlt.

Wer hier eine einfache, romantische Liebesgeschichte lesen möchte, ist hier jedoch falsch. Für jeden Leser der hier mehr wünscht, gibt es eine wundervolle Mischung aus Gefühlen, Spannung und historischen Ereignissen. Der Leser taucht langsam in die Geschichte ein und lernt immer mehr die Familiengeschichten der beiden Protagonisten kennen. Der Spannungsbogen steigt, je tiefer man in die Geschichte eintaucht bis hin zu spannenden kriminellen Ereignissen. Schnell wird klar, dass es hier keine einfache Liebesgeschichte ist, sondern dramatische Familiengeheimnisse aufgedeckt werden. Selbst bis zum Schluss bleibt die Geschichte spannend und endet ganz anders als erwartet.

Die einzelnen Figuren sind detailliert, lebhaft und vielschichtig beschrieben, sodass der Leser sie als authentisch empfindet. Aufgrund  guter Recherchen der Autorin sind diese alle gut in den historischen Kontext eingebettet. Auch wenn für den Leser das Geschehen und die Denkweisen der Nachkriegszeit in der heutigen Zeit fast unglaublich erscheinen, bekommt man realistisch die Sichtweisen sowie die politischen Ansichten der damaligen Zeit geschildert. Auch findet sich der eine oder andere Leser mit eigenen Erlebnissen der 60er Jahre wieder oder erinnert sich an Erzählungen der Eltern und Großeltern.

Die Schauplätze des Geschehens sind die Schwäbische Alb, wo Hans-Peter zusammen mit seiner Mutter und dem Stiefvater lebt. Das Verhältnis zu dem Stiefvater ist schwierig und problematisch und Hans-Peter tut alles dafür, schnell sein Studium zu beenden um der Abhängigkeit zu ihm zu entschwinden. Seine Mutter Hildegard ist ihm hier keine große Hilfe, sie ist eher unterwürfig und gibt nach,  aus der Abhängigkeit zu ihrem Mann. Susanne, eine enge Freundin, hat sich seit Kindheitstagen in Hans-Peter verliebt, davon ahnt er jedoch nichts. Er hat immer nur eine gute Freundin in ihr gesehen.

Farringdon Abbey ist der Wohnsitz von Ginny und ihrer Familie in England. Liebevoll kümmern sie sich seit vielen Jahren um ihre Rosenzucht. Hans-Peter will sich den Traum von einem Beatles Konzert erfüllen und reist nach England. Beim Trampen lernt er die liebevolle Ginny mit ihrer Clique kennen und schließt sich ihnen an um gemeinsam zu den Beatles zu fahren. Seit dem ersten Treffen ist zwischen Ginny und Hans- Peter etwas Besonderes -  es ist Liebe auf den ersten Blick. Hans-Peter ist fasziniert von dem Leben in England, alles scheint freier, lockerer, anders. Überwältigt von den Eindrücken in England reist Hans-Peter heim.

Wieder zu Hause angekommen lässt Hans-Peter der Gedanke keine Ruhe mehr, nach seinem Vater zu forschen. Er reist erneut nach England weil er Ginny wiedersehen möchte, zuvor möchte er bei Ihren Eltern im ihre Hand anhalten und Ihnen offen und ehrlich über das berichten, was seine Nachforschungen zu seinem Vater ergeben haben. Jedoch verändert dieser Besuch auf Farringdon Abbey alles. Als Leser fiebert man förmlich mit Hans-Peter und Ginny mit, ob ihre Liebe eine Zukunft hat und ob das Glück sie findet…

Abgerundet wird diese mitreißende Geschichte durch das wundervoll mit Rosen gestaltete Cover, es ist sehr anschaulich gestaltet. Ich finde es traumhaft schön und es könnte nicht treffender zu dieser Geschichte sein. Auch sehr gut gefällt mir, dass es auf der Rückseite weitergeführt wird.
Fazit:
Bei diesem wunderschönen „Gesellschaftsroman“ habe ich mich rundum wohlgefühlt. Geheimnisse, die sich Rosenblätter ähnlich entfalten in Zeiten deutscher Nachkriegsgeschichte und mich von der ersten Minute an gefesselt haben. Alle die mehr wollen als einen Liebesroman werden mit „Winterrosenzeit“ viel Freude und wunderbare Lesestunden haben. Das Buch kommt definitiv auf die Liste meiner Lieblingsbücher. Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung!