Rezension

Eine zweite Chance?

Wohin die Zeit uns führt - Ben Bennett

Wohin die Zeit uns führt
von Ben Bennett

Bewertet mit 4 Sternen

„...Wie unser Leben verläuft, und ob wir das Glück finden oder ob wir scheitern, das hängt von nicht mehr ab als einer Handvoll Entscheidungen...“

 

Wir schreiben das Jahr 2015. Es ist der 40. Geburtstag der Investmentbankerin Penny. Sie feiert ihn allein im roten Kleid und mit einem Glas Champagner. Ihre Gedanken gehen zu einem Mann: Jay. 16 Jahre ist es her, dass sie ihm das erste Mal begegnet war.

Als Penny am nächsten Morgen erwacht, gelingt es ihr mit Mühe, dass Foyer ihres Hauses zu erreichen Dort bricht sie zusammen. Im Krankenhaus erfährt sie, dass sie nur noch kurze Zeit zu leben hat. Sie wir auf eigenen Wunsch entlassen.

Nach einer Fahrt mit dem Riesenrad von Coney Island bietet ihr ein alter Herr an, sie in das Jahr zurückzubringen, in dem sie Jay das letzte Mal gesehen hat. Es war der Neujahrstag des Jahres 2000.

Der Autor hat einen abwechslungsreichen Liebesroman mit philosophischen Gedanken und esoterischen Ideen verknüpft. Penny bekommt eine zweite Chance für ihre Liebe. Doch was ist der Preis dafür?

Der Schriftstil ist poetisch und ausgefeilt. Das zeigt sich insbesondere im Rückblick in das Jahr 1999, aber auch bei Pennys Blick auf ihr Leben. Ein Zitat aus dem Munde ihres Vaters lautet so:

 

„...Es gibt arme Menschen und es gibt reiche Menschen. Und ob du arm bist oder reich, hat nichts damit zu tun, wieviel Geld du hast...“

 

Allerdings habe ich mir am Ende der Geschichte die Frage gestellt: Was war wirklich ihr Leben? Doch dazu werde ich später nochmals kommen.

Als Penny auf dem Riesenrad ihr Leben Revue passieren lässt, muss sie erkennen:

 

„...Sie war gewesen wie die meisten Menschen, die dachten, dass alles im Leben ihren Preis hätte und nur die Zeit kostenlos wäre...“

 

An einigen wenigen Stellen der Geschichte habe ich den Eindruck, dass sich Gegenwart und Vergangenheit vermischen. Gerade Pennys Erlebnisse mit Jay wirken stellenweise wie ein Traum.

Sehr gut wurde herausgearbeitet, wie die Krankheit Penny für das Leid anderer sensibilisiert. Sie erkennt, wie sie mit ihrem Geld Gutes tun kann.

Pennys Zerrissenheit zwischen der realen Wirklichkeit und der angebotenen Möglichkeit wird gekonnt thematisiert. Sie lässt sich auf das Abenteuer ein, ohne wirklich daran zu glauben.

Lange bin ich der Erzählung fasziniert gefolgt. Ich fand die Grundidee und die Umsetzung gelungen. Mit dem Schluss aber kaum ein Bruch, den ich nicht nachvollziehen kann, denn erstellt alles Vorhergehende infrage. Allerdings gibt es vorher schon genau eine Szene, wo dieses Ende fast vorweggenommen wird. Bei ihrem Blick vom Riesenrad sieht Penny genau das, was dann real wird. Trotzdem passt es nicht in die Geschichte. Das bittersüße Ende einige Seiten vorher hätte ich als besser empfunden.

Das Buch hat mir gut gefallen. Beeindruckt bin ich vom Schriftstil des Autors und der philosophischen Tiefe mancher Gedanken. Dem hat das Buch seine vier Sterne zu verdanken.. Mit eine weiteren Zitat möchte ich meine Rezension beenden:

„...Wenn man einmal eine Entscheidung getroffen hat, kann man nicht mehr zurück und fast alle schwerwiegenden Probleme beginnen damit, dass es so etwas gibt wie Heute, Gestern und Morgen...“