Rezension

Einen Ort gibt es jenseits des Bösen, da werden wir uns wiedersehen

Nelkenblatt -

Nelkenblatt
von Yusuf Yesilöz

Bewertet mit 4 Sternen

Pina wird zur Pflegerin von Elsa, ohne Erfahrung oder Ausbildung widmet sich die Studentin dieser Aufgabe. Im Grunde begleitet sie Elsa beim Sterben, Elsas Tochter hat sie eingestellt weil sie selber in ihrem Beruf sehr beansprucht wird, gleichzeitig gibt sie aber ständig Anweisungen wie z.B.: der Tagesablauf aus zu sehen hat.
Ich habe wenig über die beiden Frauen erfahren. Pina ist aus ihrem Heimatland geflohen weil sie an Studentenunruhen teilgenommen hat. Nach dem wenigen was der Autor über sie erzählt: der Vater besitzt eine Granatapfelplantage; an der Universität soll es separate Eingänge für Frauen und Männer geben; ein Religionsgelehrter kommt in ihr Dorf und richtet im Gästehaus ihrer Mutter einen Gebetsraum ein; lässt mich vermuten das es um ein Land wie den Iran handelt. Genauso wenig erzählt er über Elsa. Sie war Lehrerin, ihr Mann war Ingenieur der weltweit im Einsatz war. Solange die Kinder jünger waren hat die Familie ihn begleitet. Als sie sesshaft werden mussten geriet die Ehe in Schwierigkeiten. 
Das sind alles Informationen die ich mir zusammen gereimt habe. Sie stehen bruchstückhaft zwischen Aufstehen, waschen, essen und schlafen gehen.
Es ist ein stilles Buch, auf wenigen Seiten und noch weniger Ereignissen werden einige Monate des Zusammenlebens erzählt. 
Es hat mich berührt, die Gedanken an den Tod eines geliebten Menschen, an das Abschiednehmen oder es nicht zu können. Das bewusste Empfinden des Sterbens bei allen Beteiligten. 
Ohne Pathos, ohne große Gefühle hat der Autor mich persönlich angesprochen mit einem Thema mit dem sich jeder nicht so gern auseinander setzt.
Als Leser war ich nie allein mit meinen Gedanken die beiden Frauen waren still und leise bei mir.