Rezension

einerseits ein wichtiges und bewegendes Buch, andererseits hatte ich immer wieder Leseabschnitte, die sehr langatmig waren

Irmas Enkel
von Leandra Moor

Bewertet mit 3 Sternen

Die Rezension war nicht einfach, war es doch einerseits ein wichtiges und bewegendes Buch, andererseits hatte ich immer wieder Leseabschnitte, die sehr langatmig waren und bei denen es mir schwer fiel dabei zu bleiben. Die Autorin hat mit grosser emotionaler Tiefe das Leben der Kriegs- und Nachkriegsgeneration geschildert. Leandra Moor hat anhand von Annis Geschichte deutlich machen können, dass unsere Eltern und Großeltern nicht einfach nur nicht erzählen wollten, sondern oftmals gar nicht erzählen konnten, was sie geprägt haben.

Irmas Enkel von Leandra Moor

Der Roman beschäftigt sich mit einem Teil der deutschen Geschichte, beginnend bei Irma und der Geburt ihrer Tochter Annemarie 1914. Die Erlebnisse der Kriegsgeneration, ihre Entwicklung, die schweren Belastungen, die prägend sind, für die Männer die in den Krieg ziehen, oder Kriegsrückkehrer ebenso wie die Ehefrauen. Belastend sind die Erlebnisse für die direkt Beteiligten ebenso wie für deren Nachkommen. Die Kriegsjahre haben die Menschen verändert und jeder versucht auf seine Weise mit den Erlebnissen umzugehen.

Annis erster Ehemann und ihre grosse Liebe fällt 1941 in Russland und auch ihre Brüder kommen nicht mehr zurück aus dem Krieg. Leandra Moor schildert die Lebensgeschichte von Anni, ihrer Hauptperson und die Leserin teilt Freud und Leid. Vieles ist bewegend und berührend, manches unfassbar und heute nicht mehr vorstellbar.

Als Anni 1946 ihren zweiten Mann, Frieder, heiratet hat sie schon fast mit ihrem Leben abgeschlossen. An der Seite des gewalttätigen und unberechenbaren Frieders gibt es nur noch die Schattenseiten in ihrem Leben. Trotz aller Wut, die er gegen sie richtet, den Gewaltausbrücken bleibt sie bei ihm und dann nimmt ihr Leben nochmal eine Wendung durch die Geburt ihrer Tochter, Irmas Enkelin.

Das Thema des Romans ist wichtig und oft sehr detailliert aufgearbeitet. Es gab viele Abschnitte, die sehr gut geschildert waren, andere zogen sich unnötig in die Länge. Irmas Enkel spielten, bis auf ihre Enkelin keine entscheidende Rolle, insofern fand ich den Titel ein wenig irritierend.

Die Lebensgeschichte von Anni war beeindruckend und an vielen Stellen gab es eine emotionale Tiefe, dennoch hat mich das Buch nicht wirklich mitnehmen können.

Das Lektorat hat zahlreiche Fehler leider übersehen, so dass der Lesefluss gestört war.

Gewünscht hätte ich mir eine kurze Darstellung der Personen am Anfang oder Ende des Buches um den Überblick nicht zu verlieren und die Zuordnung zu erleichtern. Ebenso hätte ich mir ein Nachwort gewünscht, in dem der Bezug der Autorin Raum findet. Wenn die Intention der Autorin die ‚Suche nach Lücken in der eigenen Familienbiografie ist, dann wäre das angemessen und interessant.

 

Mein Fazit:

Ich vergebe 3 Sterne für die umfassende Recherche, die detaillierten Beschreibungen, die zahlreichen emotionalen Schilderungen. Zwei Sterne Abzug für mangelhaftes Lektorat, unnötige Längen, fehlende Beschreibungen, verwirrende Nebenschauplätze und die Angabe der Jahreszahlen, die ausgeschrieben viel schwieriger lesbar waren.

Das Buch ist mit viel Herzblut geschrieben und oftmals ist die eigene Betroffenheit spürbar. Wer sich für die Erfahrungen der Kriegsgeneration interessiert, dem lege ich das Buch ans Herz. Die Autorin hat mit grosser emotionaler Tiefe das Leben der Kriegs- und Nachkriegsgeneration geschildert. Leandra Moor hat anhand von Annis Geschichte deutlich machen können, dass unsere Eltern und Großeltern nicht einfach nur nicht erzählen wollten, sondern oftmals gar nicht erzählen konnten, was sie geprägt haben.