Rezension

Eines Abends in Paris - Nicolas Barreau

Eines Abends in Paris - Nicolas Barreau

Eines Abends in Paris
von Nicolas Barreau

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es mag nun ungefähr fünf Jahre her sein, als ich zum ersten Mal ein Buch von Nicolas Barreau und dem Thiele Verlag in Händen hielt. Schon äußerlich wirkte es wie ein Versprechen auf etwas Besonderes:

Stimmungsvolles Cover, liebevolle Gestaltung und ein verheißungsvoller Titel: “Die Frau meines Lebens”. Und bevor jetzt irgendjemand schreit “Klingt nach Schnulze!”: Nein, es war/ist viel mehr als das. Das Buch kam wahnsinnig leichtfüßig daher, war unglaublich unterhaltsam – und vor allem: 'Süß'. Man konnte sich dem Charme und Esprit der Geschichte unmöglich entziehen.

Und damit wären wir auch schon bei der Grundstimmung des neuen Buches, inzwischen immerhin schon der vierte Roman von Nicolas Barreau: “Eines Abends in Paris”.

Ich nehme es vorweg: Nicolas Barreau ist es gelungen, den Zauber seines Erzählens zu konservieren. Auch dieser Roman besticht durch seine -ihm typische- erzählerische Leichtigkeit, die dafür sorgt, dass man unmittelbar Zugang zu der Geschichte findet und der Leser nach spätestens 30 Seiten um jegliches Gefühl für Raum und Zeit beraubt wird.

Und das kommt so: Als Leser werden wir nach Paris entführt, wo Alain Bonnard, Protagonist des Romans, eines Tages den Entschluss fasst, das Programmkino seines Onkels weiterzuführen, den es im Alter von 73 Jahren mit seiner Lebensgefährtin an die Côte d’Azur verschlägt.
Alain verbindet mit dem Cinéma Paris, so der Name des Kinos, viele Kindheitserinnerungen und allerhand Leidenschaft, so dass es ihm nicht schwer fällt, seinen eigentlichen Job aufzugeben und das Lebenswerk seines Onkels fortzuführen.

Dass ein solches Kino in Zeiten von Multiplex und 3D-Effekten nicht gerade (oder: nur in absoluten Ausnahmefällen) eine Goldgrube sein würde, ist Alain dabei durchaus bewusst – er begegnet dieser Herausforderung allerdings nicht nur mit einer großen Portion Idealismus, sondern bringt zudem neue Ideen mit.

Alain ist außerdem ein exzellenter Beobachter, der Menschen studiert und liest. Nur bei einer Frau klopft sein Herz so laut, dass er sich nicht aufs Lesen konzentrieren kann:
“Die Frau im roten Mantel sitzt immer in Reihe siebzehn, und ich frage mich, was für ein Geheimnis sie wohl hat.”

Nach vier Monaten (keine Sorge, hier wird nicht gespoilert – wir befinden uns erst auf Seite 30) fasst Alain sich dann endlich ein Herz und spricht die geheimnisvolle Dame an. Die beiden gehen gemeinsam aus und alles steuert auf ein glückliches Ende zu. Mit einem Blick auf den Lesefortschritt, der zu diesem Zeitpunkt besagt, dass noch knapp 90% des Buches vor einem liegen, wird jedoch schnell klar, dass dieses vermeintliche Glück eine Täuschung ist und die Geschichte an dieser Stelle erst so richtig beginnt.

Barreau wäre nicht Barreau, wenn es ihm nicht gelänge, ein vielschichtiges Verwirrspiel zu entwerfen, das mit viel Drive durch Paris und die Geschichte des Films führt. In den Hauptrollen: Alain Bonnard als Amour fou und Robert Roussel, sein bester Freund, als pragmatischer Gegenpart. Und natürlich die Frau im roten Mantel, Mélanie, von der Alain aber auch nach dem ersten Date weder den Nachnamen kennt noch um eine Telefonnummer oder Anschrift weiß.

Und als dann noch das Filmteam um Starregisseur Allan Wood (der nicht nur namentlich an Woody Allen erinnert) und Solène Avril bei ihm aufschlägt, … – ja, es lohnt sich wirklich, dieses Buch zu lesen! ;)

Ein wundervoller Roman mit einer rundum schlüssigen und überaus liebenswerten Geschichte – und ganz vielen Sätzen, die nur darauf warten, angemarkert zu werden, weil sie so schön und wahr sind.

Kommentare

Annegret Harms kommentierte am 15. November 2016 um 21:32

Die Geschichte hört sich fantastisch an. Muß ich auch lesen. Schöne Rezension!