Rezension

Eines der besten Bücher aus der Scheibenwelt!

Schweinsgalopp - Terry Pratchett

Schweinsgalopp
von Terry Pratchett

Bewertet mit 5 Sternen

"Ich meine, es ist die letzte Nacht des Jahres und so. Der Schneevater saust mit seinem Schlitten hin und her. Die Finsternis wird besonders finster und dergleichen. Der ganze okkulte Kram des Jahres stapelt sich. Unter solchen Umständen kann natürlich eine ganze Menge passieren." S. 127

Zum Inhalt

Ho! Ho! Ho!
Ja, auch auf der Scheibenwelt zieht ein rotbepelzter Mythos auf einem von vier Schweinen gezogenen Schlitten über den Nachthimmel des letzten Jahrestages und verteilt Geschenke in die Strümpfe, die am Kaminsims hängen. So sollte es zumindest sein.
Doch dieses Mal ist alles anders.

Die Revisoren, die Verwalter des Universums, beauftragen Lord Witwenmacher, den Vorstand der Assassinengilde, den Schneevater zu inhumieren - und wer wäre dafür besser geeignet, als der selbst von den Assassinen gefürchtete Herr Kaffeetrinken. Dieser hat auch recht schnell einen Plan ausgeheckt, den Glauben an den Schneevater verschwinden zu lassen, denn anders lässt sich diese anthropomorphe Personifizierung nicht aus der Welt schaffen. Doch die Natur weiß sich oft selbst zu helfen und das Vakuum, das durch die immer größer werdende Leere des Glaubens entsteht, wird mit etwas anderem aufgefüllt, das vor allem die Zauberer der Unsichtbaren Universität zu spüren bekommen.

Dass ausgerechnet TOD die Rolle des Schneevaters übernimmt, um den Plan von Herrn Kaffetrinken zu vereiteln und mit seinem Diener Gnom Albrecht die Kinder beschert, hätte nun wirklich niemand ahnen können. Erst Recht nicht TODs Enkelin Susanne Sto Helit, die allen "unnormalen Dingen" den Rücken gekehrt hat.
Als Gouvernante für die beiden Kinder des Ehepaars Gamasche führt sie ein recht beschauliches Leben, wenn man davon absieht, dass sie die Monster, die sich unter den Betten der Kinder verstecken, mit Schürhaken davonjagt. Als sie ihren Großvater TOD allerings in der Rolle des Schneevaters entdeckt, spürt sie sofort, dass sie handeln muss: denn sollte der Schneevater für immer verschwinden, wäre das Chaos vorprogrammiert.

Meine Meinung

Auch wenn es nicht danach aussieht - das ist ein tolles Buch für die Weihnachtszeit und eines der vielen besten Bücher aus der Scheibenwelt! Terry Pratchett hat hier wieder so viel Witz, Fantasie und Tiefgründigkeit hineingesteckt, dass man sich völlig in der Geschichte verliert. Die Perspektiven wechseln zwischen den Figuren und man erhält Einblick in die unterschiedlichen Ereignisse, die bizarrer, lustiger und bedeutungsvoller nicht sein können.

Der TOD ist eine meiner liebsten Figuren auf der Scheibenwelt. Er verkörpert den Schrecken schlechthin und doch ist er in seiner trockenen, humorvollen Art und seinem Bestreben, sich den Menschen anzupassen so rührig, dass man ihn einfach gernhaben muss! Als Skelett mit schwarzem Kapuzenmantel und Sense hat er es nicht leicht und somit gefällt er sich in der Rolle Schneevaters, denn endlich freuen sich die Menschen, wenn sie ihm begegnen ;)
Seine Enkelin Susanne hingegen möchte ein normales Leben führen, ohne das lästige Erbe, durch das sie die Zeit beeinflussen oder durch Wände gehen kann. Trotzdem lässt sie sich nicht einmal von TOD abhalten, dem Verschwinden des Schneevaters auf die Spur zu kommen und erhält sogar unerwartete Hilfe vom O Gott des Katzenjammers, einem altklugen Raben und dem Rattentod.

Wenn sich das für euch schon seltsam anhört, was glaubt ihr, wie es den Zauberern der Unsichtbaren Universität geht, als plötzlich ihren Worten Taten folgen und der Warzengnom, die Haarausfallfee oder der Sockenvertilger erscheint!

Grandios finde ich auch die Idee von HEX, dem "Computer", den der Zauberer Ponder Stibbons um Rat frägt. Eine Maschine, die aus vielen Röhren besteht, in denen die Ameisen geschäftig hin und her laufen, die eine lebendige "Maus" beherbergt und die Unmengen an Daten sammelt - und die sich zu Weihnachten einen Flauschigen Teddybären wünscht, kurz FTB - dürfte wohl für Computerfreaks ein bekannter Begriff sein ^^

Terry Pratchett appelliert in dieser Geschichte an die Macht des Glaubens und was passiert, wenn man diesen verliert. Warum faszinieren den Menschen die kindlichen Phantasien von der Zahnfee, dem Nikolaus oder dem Weihnachtsmann? Warum hängen gerade Kinder ihr Herz an die Märchen und Wunder, die scheinbar unmöglich sind und nicht existieren?
Ist es nicht vielleicht so, dass sie damit lernen, an das Unmögliche zu glauben, an ihre Wünsche und Träume, damit sie auch später der festen Überzeugung sind, diese erfüllen zu können?
Nur weil die Existenz mancher Dinge nicht sichtbar ist, heißt das nicht, dass sie nicht existieren - denn wir alle wissen, dass es Hoffnung gibt, und Mut und Güte und Liebe.

Fazit

Ein sehr spezielles, unterhaltsames und nachdenkliches Weihnachtsbuch, in dem Terry Pratchett wieder einmal beweist, wie genial er schreiben kann. Ich kann nur jedem ans Herz legen, es mal damit zu versuchen - die Scheibenwelt wird euch danach nicht mehr loslassen ;)

© Aleshanee

Weltenwanderer