Rezension

eines der besten Bücher diesen Jahres

Das neunte Haus - Leigh Bardugo

Das neunte Haus
von Leigh Bardugo

Bewertet mit 5 Sternen

*Rezensionsexemplar*

MORS VINCIT OMNIA
Der Tod besiegt alles

Das neunte Haus ist der erste Fantasyroman für Erwachsene, den die amerikanische Autorin Leigh Bardugo verfasst hat. Veröffentlicht wurde er in Deutschland im Februar 2020 im Droemer Knaur Verlag.

Alex Stern ist ein Erstsemester an der Elite-Universität Yale und hat mehr als genug damit zu tun in ihren Kursen nicht den Anschluss zu verlieren. Doch als Mitglied von Haus Lethe muss sie nach ihren Kursen noch die okkulten Aktivitäten der Acht Häuser des Schleiers überwachen. Als auf dem Campus eine Studentin brutal ermordet wird, sind ihre Fähigkeiten gefragt:  Nur Alex ist es auch ohne den Einsatz gefährlicher Magie möglich, die Geister der Toten zu sehen. Für sie steht fest, dass mehr hinter diesem Mord steckt, als es auf den ersten Blick den Anschein hat und muss ihre Fähigkeiten bis aufs Äußerste ausreizen um diese Verschwörung aufzudecken, die weit über 100 Jahre zurückreicht.

Das Buch ist der Auftakt einer Dilogie und wird aus den wechselnden personalen Erzählperspektiven erzählt: Unserer Protagonistin, der zwanzig Jahre alten Galaxy Stern (Alex) und einer weiteren Schlüsselfigur Daniel  Arlington (Darlington). Die Geschichte wird dabei auf drei Zeitebenen erzählt. Der Prolog spielt im Vorfrühling und zeigt die Gegenwart, wo Alex sich in einer ungewöhnlichen Situation befindet, die definitiv neugierig darauf macht, wie und wo sie da hinein geraten ist. Dann springt die Handlung zurück in den Winter davor, wo wir Alex begleiten und nach und nach erfahren, wie es zu der Situation im Vorfrühling gekommen ist. Im Herbst zuvor können wir dagegen aus der Sicht von Darlington lesen und dürfen so beispielsweise die erste Begegnung von Darlington und Alex miterleben.

Besonders geschickt hat die Autorin Urban Fantasy mit Gothic Noir zu einem unwiderstehlichen Mix in diese zeitgenössische Geschichte mit eingebaut und so eine einzigartiges Buch geschaffen. In Yale gibt es nämlich die Acht Häuser des Schleiers, mächtige Studentenverbindungen, die je eine andere Form der Magie praktizieren. So sagen Skull and Bones beispielsweise durch Eingeweideschau an lebenden Menschen Aktienkurse voraus, während Haus Aurelian durch Blutmagie Einfluss auf das geschriebene Wort nehmen kann. Das Haus Lethe wacht als neuntes Haus über die Riten und Praktiken der anderen acht Häuser. Alex fungiert bei Lethe als Dante und  lernt unter ihrem Vergil Darlington die Mysterien des Hauses Lethe kennen.

Alex ist alles andere als gewöhnlich, denn sie kann Graue sehen, Tote, die andere Lebende nur sehen können, wenn sie ein spezielles Elixier einnehmen. Diese Fähigkeit ist  für Lethe von großer Bedeutung, aber für Alex immer nur bedingt zu ertragen. Sie ist eine mutige Kick-Ass-Protagonistin, die nicht auf den Mund gefallen ist, die bereits durch viele Höllen gehen musste. Ihre Erlebnisse haben sie zu der gemacht hat, die sie heute ist. Darlington nimmt seinen Job bei Lethe sehr ernst  und versucht Alex viel über Lethe und die magischen Kräfte die in Yale wirken beizubringen, auch wenn er zuerst nicht sehr begeistert von ihr ist. Dass er der Gentleman von Lethe genannt wird, hat seinen Grund  und beschreibt ihn perfekt. Er wirkt manchmal aus einer früheren Zeit entsprungen, ist sehr gebildet, immer auf der Suche nach neuem Wissen.

Auch, wenn mir der Einstieg in das Buch recht schwer gefallen ist, weil zu Beginn so viele unbekannte Begriffe gefallen sind und ich mich erst in den verschiedenen Zeitebenen zurecht finden musste, kann ich ohne Umschweife sagen, dass Das neunte Haus eines der besten Bücher ist, die ich dieses Jahr gelesen habe.

"Das Rattern von Schüssen drang gedämpft durch die Wand. Eindeutig verärgert sah der Haruspex vom dem glitschigen , pinken Wirrwarr auf, bei dem es sich um Michael Reyes' Dünndarm handelte." S. 20

Dennoch ist das Buch vielleicht nicht für jedermann etwas, denn man darf keine schwachen Nerven haben. Themen wie Drogen, Gewalt, Mord, Vergewaltigung, skurrile Rituale werden immer wieder aufgegriffen und manchmal sehr detailliert beschrieben. Dadurch erhält dieses Buch eine gewisse düstere Grundstimmung, die mich sehr gepackt hat und zur Spannung der Handlung beiträgt. Die Behandlung eines Mordfalls gibt dem Plot den letzten gewissen Touch, der zum Mitfiebern einlädt. Dieses Buch zeigt einmal wieder, dass richtig gute Fantasy existiert und wie groß die Spannweite von Leigh Bardugos Vorstellungskraft ein sein – einfach brilliant!

Fazit:

Das neunte Haus von Leigh Bardugo ist für mich unumstritten eines der besten Bücher dieses Jahres. Das Buch verbindet alles, was ein Buch haben kann: Spannung, Mysterien, Magie, starke Charaktere und ein undurchschaubarer Plot. Dieser Pageturner hat mich gepackt und bis zum Schluss nicht wieder losgelassen. 5 Schmetterlinge für dieses Meisterwerk!