Eines der besten Bücher McEwans

Kindeswohl
von Ian McEwan

Bewertet mit 5 Sternen

Ian McEwan nimmt uns mit in die Welt von Fiona Maye, einer 59-jährigen Familienrichterin am Londoner High Court. Am Anfang steht jedoch Fionas Privatleben, das sie kinderlos mit ihrem Mann, einem Professor führt, der ihr eröffnet, dass er gerne eine Affäre mit einer 28-jährigen Statistikerin beginnen wolle. Das eheliche Sexleben ist völlig eingeschlafen. Die Entwicklung des Ehelebens auf diesen Knaller hin, immer aus Fionas Sicht, die vielen Gedanken, die sie sich über Jack und ihre Zukunft macht, bilden eine Art Rahmen für die verschiedenen Fälle, an denen Fiona als Richterin arbeitet. Hier stellen sich der Familienrichterin nicht nur juristisch, sondern vor allem auch moralisch schwierige und hoch brisante Fragen, bei deren Beantwortung es immer um so viel geht - zweimal sogar um Leben oder Tod. Wer weiß am besten, was zum Wohle des Kindes gereicht - das Kind? die Religion? Oder doch die Ärzte? Fiona entscheidet besonnen und rational, immer wohlüberlegt, nicht emotional. Im Hauptfall des Buches, dem des Zeugen-Jehovas-Sohn Adam, der dringend eine Leukämiebehandlung mit Bluttransfusionen braucht, um zu überleben, bleibt Fiona jedoch nicht derart außen vor - der Fall nimmt sie auch persönlich mit, als sie Adam selbst kennen lernt.

McEwans Roman ist stilistisch brilliant, inhaltlich absolut mitreißend und wirkt auch nach dem Lesen noch lange in einem nach. Persönlich fand ich als Juristin natürlich auch die gut recherchierten Einblicke in das britische Rechtssystem und die Rolle einer High Court Richterin spannend. Das Buch finde ich aber für alle Leser und natürlich Fans von McEwans Schreibstil uneingeschränkt empfehlenswert!