Rezension

Eines der unglaublichsten Bücher überhaupt!

Extrem laut und unglaublich nah - Jonathan Safran Foer

Extrem laut und unglaublich nah
von Jonathan Safran Foer

Bewertet mit 5 Sternen

Was schreibt man zu einem Buch, das einen so restlos begeistert hat, dass man danach ganz still und klein zurückgeblieben ist? Was schreibt man zu einem Buch, das einen mit seiner Sprachgewalt erschlagen könnte und doch so fein und leicht mit den Worten und Buchstaben spielt? Das solche Emotionen erzeugen und verändern kann? 

Mich hat selten ein Buch so beeindruckt wie „Extrem laut und unglaublich nah“, das seinem Titel alle Ehre macht. Doch dazu später mehr.

Die Grundgeschichte hat mich erstmal abgeschreckt: Ein 10jähriger Junge versucht nach dem Tod seines Vaters, der am 11. September 2001 im World Trade Center starb, den Verlust zu verarbeiten und zurück ins Leben zu finden.

Ein Politikum, dachte ich mir, mit der typisch amerikanischen Sicht auf die Dinge, die damals geschahen.

Doch das ist es ganz und gar nicht: Der Tod im World Trade Center ist zwar allgegenwärtig, aber es geht darum, den Verlust des Vaters zu verarbeiten. Die näheren Umstände der historischen Ereignisse spielen dabei keine Rolle.

Oskar Schell war schon immer ein besonderer Junge: Er ist über alle Maßen schüchtern, aber eigentlich unglaublich intelligent. Er erfindet Dinge und erklärt sich die Welt auf seine ganz eigene, unfassbar schlaue Art und Weise.

Mit einem Vater, einem Juwelier, spielte er immer Entdeckungsspiele, die dazu dienten, seine Schüchternheit zu überwinden, vor die Tür zu gehen und Dinge zu entdecken.

Nach dem Tod des Vaters ist Oskar psychisch labil, seine ganze Welt scheint in Trümmern zu liegen. Auch die Mutter kann ihm nicht wirklich helfen, sie ist selber viel zu sehr in ihrer Trauer gefangen.

Als Oskar einen geheimnisvollen Schlüssel in den Sachen seines Vaters findet, weiß er, was zu tun ist: Er muss dieses letzte Entdeckungsspiel spielen und aufklären, was dies für ein Schlüssel ist.

Parallel zu Oskars Suche wird die Geschichte seiner Großeltern erzählt. Beide schrieben schon früh Briefe an ihren Sohn (Oskars Vater) und Oskar selbst, die sie allerdings nie abschickten und dem Leser nun präsentiert werden.

Wie der Nachname der Familie schon vermuten lässt, stammen die Großeltern aus Deutschland. Nach dem Bombenangriff auf Dresden emigrierten sie in die USA. Und zeugten gemeinsam einen Sohn. Und das, obwohl der Großvater eigentlich gar nicht in Oskars Großmutter, sondern ihre Schwester verliebt war, die bei den Angriffen allerdings getötet worden war.

Die Geschichten nehmen beide sehr viel Raum ein, Jonathan Safran Foer gibt allen Personen sehr viel Platz, sich zu entfalten und ihren Charakter darzustellen. Trotzdem ist dieses Buch nur knapp 450 Seiten dick, auf denen einige Seiten auch noch von Bildern gefüllt werden.

Und das Ende ist einfach herzergreifend. Also wer da nicht sentimental wird, dann weiß ich es auch nicht…

2011 wurde „Extrem laut und unglaublich nah“ übrigens auch verfilmt, mit Tom Hanks und Sandra Bullock in den Hauptrollen. Im Film wird die Lebensgeschichte der Großeltern allerdings fast ausgespart und die Story beschränkt sich auf Oskars Versuch, die Geschichte des Schlüssels zu rekonstruieren. Trotzdem ist auch der Film absolut empfehlenswert und bleibt von der Emotionalität her sehr nah am Buch.

Abschließend bleibt zu sagen: Dieses Buch ist in der Tat extrem laut. Es packt den Leser mit allen Sinnen und versetzt ihn unglaublich nah in Oskars Inneres und man fühlt, denkt und hofft mit diesem 10jährigen Jungen, wie mit kaum einer anderen Figur der Literatur.

Jonathan Safran Foer ist mit diesem Buch ein kleines Meisterwerk gelungen und es landet für ewig auf meiner Lieblingsbücherliste.

Kommentare

Britta Röder kommentierte am 08. März 2014 um 16:52

Es ging mir genauso, ein unglaubliches Buch.