Rezension

einfach gut!

Die unsterbliche Familie Salz
von Christopher Kloeble

Bewertet mit 4 Sternen

Christopher Kloeble ist für mich ein neuer Name im Literaturkosmos. Ich war schon sehr gespannt auf seinen Roman „Die unsterbliche Familie Salz“ einfach weil ich generationsübergreifende Geschichten mag, die in einen geschichtlich interessanten Hintergrund eingebettet sind und es ordentlich im Getriebe des zwischenmenschlichen Miteinanders krachen lassen. Dreh und Angelpunkt ist das Hotel Fürstenhof in Leipzig, der Stadt der Bücher, in die die Familie Salz aus der Stadt des Bieres zieht, also München. Das Buch wird aus der Perspektive verschiedener Familienmitglieder erzählt.

Eine herausragende Rolle nimmt die fesche Lola ein, die einen gewissen Hang zur Tragik, Schauspielerei, Schattenlosen Männern und alkoholreichen Likörchen hat. Sie ist nach Weltkrieg 2 in München gestrandet und pendelt zwischen einer ungemein starken Frauenfigur und tiefer Verletzung, ja heute würde man sagen Trauma, hin und her, was dem Roman eine große Würde und Figurentiefe verleiht, die einen Leser süchtig werden lassen. Sie ist ein Jahrhundert Weib, die sich nichts sehnlicher wünscht, als zur Nachwendezeit den Fürstenhof zurück zu erlangen. Denn hier hat das Schicksal eine grausame Wendung genommen, hier soll alles ins Lot kommen und so macht sie sich auf den Weg, von der versammelten Familienmischpoke begleitet.

Chistopher Kloeble hat mit seiner Familie Salz mit einer Ausnahme alles richtig gemacht. Er baut gescheit Spannung auf, fängt geschickt Atmosphärisches ein, zeigt die Menschen wie sie sind und hält sein Erzähltempo bis zum Schluss, dass einem beim Lesen manchmal ganz schwindlig wird. Dazu serviert er gekonnt Lebensweisheiten wie auf Seite 197 „Die Stille ist so laut, dass du nicht schlafen kannst“ Das alles in einer eindringlichen Sprache, die den Leser durch eine kunstvolle Ausgestaltung gefangen nimmt. Kloeble schafft den Spagat zwischen Unterhaltung und hoher Literatur, indem er fortdauernd tief bohrt und die dramatischen Ereignisse, wie mit einem Sturmgewehr auf den Leser abfeuert.

Insgesamt ein sehr rundes Lesevergnügen mit einem kleinen Manko, denn für meinen Geschmack fällt der Schluss des Buches leicht ab. Sonst wären bei mit tatsächlich fünf Punkte möglich gewesen. Dehli fand ich einfach zu viel und die Emotionen im Finale ein bisschen zu wenig, was Geschmackssache sein mag. Trotzdem ein richtig guter Roman!