Rezension

Einfach. Liebe - der Buchtitel könnte es nicht besser treffen ;)

Einfach. Liebe - Tammara Webber

Einfach. Liebe
von Tammara Webber

Bewertet mit 5 Sternen

„Liebe ist nicht die Abwesenheit von Logik, sondern Logik, die untersucht und neu berechnet, erwärmt und geschmiedet wird, um in die Konturen des Herzen zu passen.“ (S.267)

Als Jacqueline sich eines Abends von einer Party stiehlt, ahnt sie nicht, dass ein Verehrer sie verfolgt. Doch kaum bedrängt er sie, da liegt er schon am Boden. Ihr Retter? Ausgerechnet Lucas, der stille Einzelgänger. Er ist nicht nur sexy und geheimnisvoll, sondern auch vollkommen unnahbar und hat noch nie zuvor mit Jacqueline gesprochen. Und während sie in den letzten Wochen des Semesters versucht, sich auf ihre Prüfungen vorzubereiten, taucht Lucas plötzlich überall dort auf, wo sie auch ist. Er scheint etwas zu verbergen. Doch sein Blick brennt sich in ihr Herz. 

Zum Schreibstil

Frau Webber hat einen einfachen und flüssigen Schreibstil, sodass die Seiten nur so dahinfliegen. Sie verwendet viele einfühlsame Worte, die der ganzen Geschichte eine gewisse Tiefgründigkeit verleiht. Aber auch ein großer Anteil an Drama, sowie eine gute Portion Humor darf nicht fehlen.

Meine Meinung

Das Cover, das hauptsächlich in Pink-und Blautönen gehalten ist, lässt auf den ersten Blick auf eine kurzweilige und süße Liebesgeschichte deuten, doch bereits im ersten Kapitel lässt sich dieser Eindruck widerlegen. Denn die Autorin kommt auf ein alles als einfaches Thema zu sprechen: Vergewaltigung.

Unsere Protagonistin Jacqueline ist gerade auf dem Heimweg einer Party und geht über einen dunklen Parkplatz zu ihrem Auto. Dort angekommen sucht sie in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel und ist für einen kurzen Moment abgelenkt. Ein kurzer Moment, der ausreicht, dass sich Buk an sie heranschleicht und sie in den Sitz drückt. Jacqueline ist natürlich völlig überrascht, da sie Buk bisher ganz anders kennengelernt und auch eingeschätzt hat. Sie bettelt und fleht ihn an, doch er hört nicht auf, sodass es einzig und allein der Hilfe eines unbekannten Retters zu verdanken ist, dass sie der Vergewaltigung entgeht. Noch unter Schock stehend bittet sie ihn keine Polizei zu rufen. Sie möchte einfach nur nach Hause und alles vergessen.

Dass das allerdings gar nicht so leicht ist, muss Jacqueline während dem Verlauf der Geschichte immer wieder erkennen. Die Erinnerungen, die Gefühle, die Beklemmung lassen sie nicht los und machen ihr schwer zu schaffen. Ob sie will oder nicht: Sie muss lernen sich mit dem Geschehenen auseinander zu setzen, denn Verdrängen bringt überhaupt nichts. Zwar mag für eine Weile alles gut erscheinen, doch irgendwann bricht die angestaute Angst aus einem heraus und dann kann man nicht mehr so leicht die Flucht ergreifen. Und dieses „Über-seinen-Schatten-springen“ wurde von der Autorin wirklich authentisch und feinfühlig herübergebracht.

Jacqueline hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, auch wenn ich hin und wieder ihr Verhalten nicht so ganz verstehen konnte. Zu Beginn lernen wir sie als eine unsichere junge Frau kennen, die sich meiner Meinung nach viel zu viel gefallen lässt. Erst stellt sie ihre eigenen Interessen hinten an, um mit ihrem Freund auf das gleiche College gehen zu können, anstatt ihr Talent, das Contrabass spielen, auszuleben, dann nimmt sie (wortlos) die unverschämten Trennungsgründe ihres Freundes hin, ja und die Fast-Vergewaltigung bringt sie auch nicht zu Anzeige. Stattdessen verdrängt sie lieber ihre Gefühle und versucht ihren Alltag wie gewohnt nach zu gehen. Im Laufe der Zeit entwickelt sie sich jedoch weiter, wird stärker, mutiger und selbstbewusster.

Lucas gegenüber war ich anfangs ziemlich skeptisch, da es auf den ersten Blick scheint, als ob Frau Webber hier die üblichen Klischees bedient: Bad Boy, unglaublich gutaussehend, geheimnisvoll, tätowiert…Als man ihn schließlich etwas besser kennenlernt verflüchtigt sich dieser Eindruck ganz schnell, denn eigentlich ist er sehr einfühlsam, gefühlvoll und künstlerisch begabt. Aber er verbirgt auch ein Geheimnis, das es zu enthüllen gibt.

Nach dem Klappentext des Buches, indem zu lesen ist, dass Jacqueline nach ihrer Trennung sowohl mit ihrem geheimnisvollen Retter als auch ihrem Tutor Landon Zeit verbringt, beide näher kennenlernt, habe ich befürchtet, dass sich wieder einmal eine Dreiecksgeschichte entwickeln wird, was zum Glück nicht der Fall war.

Die Gefühle zwischen Jacqueline und Lucas entwickeln sich sehr langsam. Sie lassen sich viel Zeit um sich besser kennenzulernen, wobei viele schöne Momente entstehen, die einen förmlich zum Weiterlesen drängen. Das ist allerdings nicht der einzige Grund: Auch die zahlreichen unvorhergesehenen Wendungen haben einen Anteil daran. An den meisten Stellen habe ich mir gedacht, dass ich genau weiß wie die oder die Person handeln wird. Im Endeffekt ist dann aber doch alles ganz anders gekommen, sodass ich mir nie sicher sein. Ich musste mich überraschen lassen, was die Geschichte in gewisser Weise spannend macht.

Mein Fazit

Einfach Liebe, ich glaube noch nie war der der Titel eines Buches dermaßen passend, um dessen Inhalt zu beschreiben. Wie bei „Weil ich Layken liebe“ erwartete mich eine wunderschöne und gefühlvolle Liebesgeschichte, die mich mitten ins Herz treffen konnte. Aber die Autorin konnte mich auch mit ihren Charakteren, ihrem Humor, sowie dem Aufgreifen von facettenreichen Themen, vollends überzeugen. Darum gibt es einem absolute Leseempfehlung von mir!