Rezension

Einfach mal abschalten und dem Rauschen des Meeres lauschen

Alea Aquarius 01. Der Ruf des Wassers
von Tanya Stewner

Aleas bisheriges Leben unterscheidet sich ziemlich stark von dem ihrer Altersgenossen, denn durch eine seltene Krankheit - eine Kaltwasserallergie - wurde Alea ein Teil ihrer Kindheit genommen: Schwimmengehen mit Freunden oder durch Pfützen springen nach einem Regenschauer kommt für Alea gar nicht in Frage, denn der Kontakt mit kaltem Wasser könnte tödlich für das Mädchen enden. Dies zumindest behauptet Aleas leibliche Mutter, als diese überstürzt ihren Säugling in die Hände einer fremden Frau gegeben hat - Marianne, Aleas Pflegemutter.
Doch als ihre Pflegemutter, ihr Fels in der Brandung, einen Herzinfarkt erleidet, bekommt Alea es mit der Angst zutun und fühlt umso stärker den Sog des Meeres, das Alea trotz der Bedrohlichkeit anzieht. Um das Geheimnis ihrer Herkunft endlich aufzulösen und herauszufinden, was es mit der Anziehung des Meeres auf sich hat, schließt Alea sich einer Gruppe von Heranwachsenden an, die alleine mit einem Segelboot um die Welt schippern: Der Alpha-Gru.

,,Alea Aquarius - Der Ruf des Wassers", verfasst von der Autorin Tanya Stewner, ist der Auftakt zu einer neuen Serie und beschäftigt sich viel mit den Themen Freundschaft, Vertrauen, Akzeptanz, Meeresmagie und Abenteuer. Da es sich hierbei um ein Kinderbuch handelt, das sich demensprechend an die jüngeren Leser unter uns richtet, ist es wichtig, sich deshalb auch in die Zielgruppe hinein zu fühlen und bei der Meinungsäußerung auch mal dem inneren Kind Platz zu machen. ;-)

Da ich bereits bei ,,Der Sommer, in dem die Zeit stehenblieb" in den Genuss der Schreibweise der Autorin gekommen bin, die mich in eine andere, schönere Welt entführt hat, war ich natürlich auf ihr neustes Werk gespannt. Ich habe mich zunächst etwas schwer damit getan, dass es sich dabei um ein Kinderbuch handelt, da ich damit schon lange nicht mehr in Kontakt getreten bin, aber dann hat mich schließlich die Handlung gepackt und mich an meine eigene 'Kindheit' zurückerinnert, da es sich bei dieser Geschichte genau um das handelt, was mich damals schon so sehr an den 'Meermädchen-Büchern' fasziniert hat - das Meer, seine Wirkung und all die bunten Unterwasserlebewesen.

 Die Schreibweise in dem Buch ist wunderbar leicht und lässt sich flüssig lesen, da man nicht über komplizierte Satzstrukturen und Fremdwörter stolpert, die den Lesefluss beeinträchtigen - man kann sich beim Lesen einfach super entspannen und die Seele baumeln lassen, während man im Hinterkopf dem Rauschen des Meeres und den Geräuschen der sich bewegenden Segel lauscht. Dennoch ist die Sprache nicht 'zu einfach' gehalten, sodass sich die erwachseneren Leser unter uns sich langweilen würden, denn die Autorin schafft es durch ihre zahlreichen Beschreibungen auch die Erwachsenen in eine bunte Unterwasserwelt mitzunehmen.

Zusätzlich schafft es die Autorin die Situation und die Gefühle der Protagonistin Alea durch die Wahl der personalen Erzählweise hervorragend herüberzubringen. Denn besonders Aleas Unsicherheiten und Zweifel an sich, da sie sich so von ihren Altersgenossen unterscheidet, habe ich als Leser als glaubhaft und nachvollziehbar empfunden. Und an dieser Stelle komme ich auch schon auf Aleas sehr positive Entwicklung im Laufe des Buches zu sprechen, denn man kann wunderbar verfolgen wie Alea sich von dem schüchternen Mädchen, das am liebsten im Schatten des Geschehens bleibt, in ein selbstbewussteres Mädchen verwandelt, das auch mal ein Machtwort sprechen kann. Zwar kam diese Entwicklung für mich persönlich viel zu rasant, aber in diesem Fall übernimmt Alea für die jungen Leser sowas wie eine 'Heldenrolle' und 'Vorbildfunktion', weshalb ich da mal ein Auge zudrücke. ;-)

Aber auch die anderen Figuren, die der Leser in dem Buch kennenlernen darf, übernehmen eine wichtige Rolle, denn durch die Bandenmitglieder lernt Alea erst richtig was richtige Freundschaft bedeutet und was es heißt, sich jemanden anzuvertrauen. Besonders in Kinderbüchern finde ich es wichtig, dass solche Werte des Lebens mit eingebracht werden und das ist der Autorin super gelungen. Ein großes Lob an dieser Stelle.

 Der Handlungsablauf war gut durchdacht und nahm nach einem ruhigen Einstieg, in dem man Alea und ihre Umgebung näher kennenlernen darf, immer mehr an Fahrt auf und hat an manchen Stellen eine unvorhersehbare Wendung genommen, sodass es dem Leser schwerfällt das Buch aus der Hand zu legen. Auch ich konnte meine anfänglichen Zweifel, dass mich ein Kinderbuch nicht fesseln würde, begraben.

 Alles in allem ist ,,Alea Aquarius - Der Ruf des Wassers" ein toller Auftakt und ein wunderbares Buch für die jüngeren Leser, da man nicht nur in eine andere Welt abtauchen kann, um die Realität kurz hinter sich zu lassen, sondern auch weil wichtige Werte wie Freundschaft, Vertrauen, Zusammengehörigkeitsgefühl vermittelt werden.