Rezension

Einfach nur merkwürdig

Der Stoff, aus dem Träume sind - Jana Stieler

Der Stoff, aus dem Träume sind
von Jana Stieler

Bewertet mit 2 Sternen

Bei diesem Buch ist, meines Erachtens nach, der Klappentext sehr irreführend. Dadurch waren zu Beginn meine Erwartungen ganz anders als die tatsächliche Geschichte. Somit musste ich mich zunächst einmal umorientieren und auf die ganz andere Handlung einstimmen.

Das Buch erzählt die Geschichte zweier Frauen. Zum einen ist es Claires Geschichte, die in England in der Nachkriegszeit in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist. Ihr Vater hat ihren Bruder misshandelt, sodass sie ihren Bruder großgezogen hat. Schon früh hat sie angefangen Kleider zu schneidern und zu entwerfen. 60 Jahre später trifft sie auf Vivien, die Mutter eines kleinen Jungen ist und vertraut sich ihr an. Vivien selber muss sich ihre beruflichen Träume noch erfüllen. Von ihr handelt der zweite Handlungsstrang. Kann ihr dabei die Erfahrung von Claire helfen?

Der Start in das Buch ist mir nicht leicht gefallen. Ich musste erst meine Erwartungen anpassen und mich an die Personen gewöhnen. Claire ist für mich kein Charakter, der auf den ersten Blick sympathisch ist. Sie ist ruppig und nicht sehr liebevoll. Erst durch ihre Rückblenden ist sie mir verständlicher geworden. Ihre Kindheit war definitiv nicht leicht und erklärt viele ihrer Wesenszüge. Die Nachkriegszeit wird dabei sehr gut und authentisch beschrieben. Wer sich auf einen reinen Wohlfühlroman freut, sollte das Buch nicht lesen. Diese Zeit ist nämlich nicht immer schön und hält die ein oder andere Tragödie bereit.

Vivien war mir noch schwerer greifbar. Sie ist Psychologin und analysiert einfach jeden Menschen. Dabei fällt es ihr bei sich selber extremst schwer, auch nur die kleinste rationale Entscheidung zu treffen. Sie steht sich bei allem im Weg und nimmt keine Ratschläge an. Für mich was sie da so häufig einfach so widersprüchlich, dass ihr Charakter mir nicht greifbar und nicht schlüssig war. Beispielsweise hat sie jahrelang keine Beziehungen zu Männern und dann lässt sie sich auf einen Mann ein, den sie seit wenigen Tagen kennt. Das passt für mich nicht zusammen. Wenigstens durchläuft sie zum Ende hin eine Veränderung.

Eine solche Veränderung habe ich mir auch bei Claire gewünscht. Sie erzählt zwar ihre Geschichte und öffnet sich gegenüber Vivien, aber ihr Charakter bleibt der gleiche und ihre Wunden aus der Vergangenheit sind nicht verheilt. Durch ein relativ offenes Ende kann sich der Leser zwar ausmalen, dass sich ihr Leben verbessert und sie glücklicher wird, aber auf den Seiten steht nichts davon.

Als ich auf der letzten Seite angekommen war, war ich überrascht. Ich hätte mir so viel mehr noch gewünscht. Für mich sind noch so viele Fragen offen geblieben, dass mir das Ende viel zu abrupt kam. Es ist mir auch nicht klar, was mir die Geschichte eigentlich sagen möchte. Aus den meisten Büchern kann man in der Regel irgendetwas mitnehmen. So Weisheiten wie „jeder Topf findet seinen Deckel“ oder „die Zeit heilt alle Wunden“. Hier fehlt mir irgendeine Botschaft. Ich bin einfach nur verwirrt.

Für mich war die Lektüre von „Der Stoff aus dem Träume sind“ einfach nur merkwürdig. Die Geschichte war anders als erwartet, die Personen nicht schlüssig und das Ende reißt den Leser komplett aus der Handlung heraus. Das einzig Positive waren für mich die Rückblenden und die authentische Darstellung der Nachkriegszeit.