Rezension

Einfallslos

While I Live
von John Marsden

Cover:
Ich finde das Cover auf der einen Seite sehr nichtssagend, aber auf der anderen Seite doch ansprechend. Ich mag die Farben und der Stacheldraht im Vordergrund passt auch recht gut zum Inhalt, aber das war es leider auch schon.

Meinung:
Als ich entdeckte, dass es eine nachfolgende Trilogie zu der 7-teiligen Tomorrow-Reihe gab, habe ich mich riesig gefreut. Zwar ist der letzte Band der Tomorrow-Reihe abschließend, jedoch gingen mir sehr viele Fragen im Kopf herum, wie es nun mit Ellie, ihren verbliebenden Freunden und vor allem Australien weitergeht.
Leider muss ich sagen, dass das Buch überhaupt nicht an seine Vorgänger anschließen kann und bin demnach mehr als enttäuscht.
Ellie lebt mit ihren Eltern wieder auf ihrer Farm, die nun sehr viel kleiner ist als früher, da sie Land an abgeben mussten, um so Frieden mit den Invasoren zu erreichen. Dieser ist aber noch immer nicht wirklich in Australien eingezogen, denn gegnerische Truppen töten Ellies Eltern und sie muss nun um ihr Überleben und das Fortbestehen der Farm kämpfen. Zusätzlich dazu muss sie noch auf den tauben Gavin aufpassen, den sie nach Ende des Krieges bei sich aufgenommen hat. Als Homer ihr dann von einer Untergrundbewegung erzählt, die sich für einen etwaigen Krieg rüstet, muss Ellie sich entscheiden. Möchte sie für ihr Land kämpfen, oder endlich Ruhe finden?
Ich gebe zu, dass ich den Einstieg wirklich gut fand. Es wird nicht viel Zeit damit verschwendet, Ellies Leben auf der Farm zu erzählen, denn schon beim Ende des ersten Kapitels werden Ellies Eltern brutal umgebracht und die Konsequenzen dessen ziehen sich nun durch das gesamte Buch. Mir hat gut gefallen, wie Ellies Trauer und Machtlosigkeit beschrieben wurde, gleichzeitig war ich aber entsetzt davon, wie wenig das die Behörden interessierte. Ellie wird sich selbst überlassen, obwohl sie minderjährig ist und erst nach einiger Zeit beginnt die Suche nach einem neuen Vormund. Dass das realistisch ist, halte ich für fragwürdig.
Währenddessen versucht Ellie die Farm zu pflegen und sieht sich mit vielen Problemen, nicht zuletzt, Geldnot konfrontiert.
Leider wurden diese Passagen elendig lang gezogen. Es wird wirklich detailliert berichtet, wie Ellie eine Kuh aus dem Sumpf holt und diese Prozedur erstreckt sich sogar über mehrere Kapitel. Ja, so ist das australische Farmleben und ja, mich interessiert es, nur seltsamerweise finde ich jede Folge von „McLeods Töchter“ spannender als diesen langweiligen Kram, den man hier vorgesetzt bekommt.
Auch die Suche nach Ellies Vormund dauert ewig. Es geht ein wenig hin und her und Ellie blieb mir hierbei als Hauptfigur zu blass. Und hier fiel mir auf, was mein größter Kritikpunkt an diesem Buch ist: KEINE der Figuren, weder Ellie, Fi, noch Homer erhalten eine psychologische Betreuung. Alle machen weiter, als wäre nie etwas gewesen. Zwar spricht Ellie rückblickend von Dingen, die im Krieg passiert sind, aber ihr doch sehr besorgniserregender Zustand am Ende der drei letzten Bücher existiert einfach nicht mehr. Das finde ich wirklich traurig und auch absolut nicht realistisch.  
Als dann auch noch der Strang eingeführt wurde, wo es um neue Revolutionspläne ging, fühlte ich mich ein wenig veräppelt. Wird jetzt die gesamte Tomorrow-Reihe nochmal aufgewärmt, nur mit anderen Figuren?! Leider ja.
Die zweite Hälfte des Buches beschäftigt sich damit, dass Homer seltsame Aktionen vollzieht und Ellie überzeugen möchte, der Revulutionsgruppe beizutreten. Lee besucht Ellie und versucht sie ebenfalls davon zu überzeugen und so weiter und so fort.
Es war nichts Neues, was ich hier erfahren habe und ich dachte, dass sich diese Reihe mehr auf den Wiederaufbau konzentriert, darauf, dass die Figuren all das verarbeiten, was sie erlebt haben. Gerade in der Tomorrow-Reihe hatten alle Figuren eine sehr ausgeprägte psychologische Tiefe und die habe ich hier nirgendwo gefunden. Es ist, als wären ganz andere Charaktere beschrieben worden, mit denen ich nichts anfangen kann. Das, was ich am allermeisten an der Reihe geschätzt habe, existiert hier nicht mehr.
Ich werde dem zweiten Band noch eine Chance geben, aber leider verspreche ich mir davon nicht allzu viel. Was auch immer John Marsden sich dabei gedacht hat…

Fazit:
Leider lohnt es sich absolut nicht, dieses Buch zu lesen. Das, was ich an der Tomorrow-Reihe geliebt und geschätzt habe, ist hier absolut nicht vorhanden und das ist schade. Die Figuren sind willenlos und gleichgültig, ohne dass sich jemand ihnen annimmt, was ich unrealistisch finde. Die Handlung wärmt das auf, was man kennt und ist obendrein noch zäh und teilweise wirklich langweilig.