Rezension

Einfallsreicher, aber konstruierter Action-Thriller

Ich bin die Nacht - Ethan Cross

Ich bin die Nacht
von Ethan Cross

Bewertet mit 3 Sternen

Francis Ackerman junior ist das, was man einen Serienkiller nennt, und er ist sich dieses Umstands bewusst. Er kostet Angst und Schrecken aus, fordert zu grausamen Spielchen heraus, und brüstet sich mit jedem Mord, der ihm - seiner Vorstellung nach - gelungen ist. 

"Ich bin die Nacht" ist der Auftakt der (bisher) sechsteiligen Shepherd-Thriller-Reihe, die sich – meinem Empfinden nach – großer Popularität erfreut.

Diese Reihe, mit den verlockenden Covern, hat mich schon lange gereizt. Vor Jahren ist ein richtiger Hype um Ethan Cross und seinen Serienmörder Francis Ackerman junior entstanden, und ich habe lange gezaudert, ob ich es versuchen soll. Letztendlich bleibt es beim Versuch, weil mich dieser Action-Thriller nicht überzeugt hat. 

Die Handlung dreht sich um besagten Serienkiller Francis Ackerman junior, dem das Handwerk gelegt werden soll. 

Francis Ackerman junior kommt häufig aus seiner Perspektive heraus zu Wort. Er wirkt wie das geborene Böse. Manchmal hatte ich das Gefühl, seine Figur ist an Hannibal Lecter aus "Das Schweigen der Lämmer" angelehnt, wobei er dem berühmten fiktionalen Vertreter im wahren Bösen und perfider Eleganz nicht das Wasser reichen kann.

Jedenfalls glaubt sich Ackerman in allem überlegen, was großteils der Handlung entspricht. Spannend fand ich bei dieser Figur die Hintergründe, warum er überhaupt zum allseits gesuchten Serienmörder mutiert. Ethan Cross hat diesen Part solide eingefädelt, und als Rahmen der Reihe kreiert.

Allerdings bleibt das Spiel aus Ermittlungsarbeit und Täterperspektive außen vor, sondern der Autor wendet einen interessanten Kniff an: Er dreht die Handlung so, dass eigentlich der ehemalige Polizist Marcus Williams im Vordergrund steht, ohne am Ackerman-Fall zu arbeiten.

Was schräg klingt, geht recht bizarr weiter. Denn Marcus Williams zieht in eine kleine Ortschaft, wo sein ganz persönlicher Action-Thriller Form annimmt. An dieser Stelle mag ich gar nicht zu viel erzählen, lediglich, dass eine rasante Jagd mit etlichen Action- und Gewaltszenen beginnt. Es treten unterschiedliche Figuren auf, welche die Handlung auf Trab halten, und zum Ende hin kommt eine Überraschung, die einfallsreich und gleichzeitig absolut unglaubwürdig ist.

Mit dieser Wendung am Ende hatte ich überhaupt nicht gerechnet, was für den Autor spricht. Am Weg dahin fielen mir zwar minimale Ungereimtheiten auf, denen hatte ich aber nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt. Jedenfalls empfand ich dieses gesamte Konstrukt total an den Haaren herbei gezogen, was doch im Endeffekt das Vergnügen hemmt.

Dennoch hat mich „Ich bin die Nacht“ gut unterhalten. Gefühlt reiht sich Action-Szene an Action-Szene, welche durch den Kampf zwischen Gut und Böse miteinander verbunden sind. Wenn man bedenkt, dass es einfach nur ein schnittiger Thriller ist - ohne dabei auf erzählerische Finesse zu hoffen - hat "Ich bin die Nacht" durchaus vorzügliche Ideen und Momente.

Alles in allem bleibt in kurzweiliges Hörvergnügen, das sich in erster Linie an Fans von Action-Thriller und dem Serienmörder-Phänomen wendet, doch durch seine unglaubwürdige Konstruktion einen pampigen Beigeschmack hat. 

Die Reihe:
1) Ich bin die Nacht
2) Ich bin die Angst
3) Ich bin der Schmerz
4) Ich bin der Zorn
5) Ich bin der Hass
6) Ich bin die Rache