Rezension

Einfühlsame Beschreibung der sehr unterschiedlichen Lebenswege der Freundinnen

Die Geschichte der getrennten Wege - Elena Ferrante

Die Geschichte der getrennten Wege
von Elena Ferrante

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dies ist der dritte Band der auf 4 Bände ausgelegten neapolitanischen Freundschaftssaga.

Nach den Kindheitsjahren in „Meine geniale Freundin“ und der Jugend- und frühen Erwachsenenzeit in „Die Geschichte eines neuen Namens“ kommen jetzt die Erwachsenenjahre der beiden Freundinnen Elena Greco, genannt Lenu, der „Verfasserin“ der Geschichte und Raffaella Cerullo, genannt Lina oder Lila, ihrer genialen Freundin an die Reihe.

Eine kurze Vorstellung der Personen, ihrer Beziehungen und der vorhergegangenen Ereignisse wird

dem eigentlichen Roman vorangestellt, hilfreich sowohl für Neueinsteiger als auch für Leser der Vorgängerbände zur Auffrischung des Gedächtnisses.

Nach ihrer Trennung von ihrem Ehemann Stefano und ihrem Geliebten Nino Sarratore lebt Lila jetzt mit ihrem Sohn Gennaro in platonischer Beziehung bei ihrem Jugendfreund Enzo und arbeitet schlecht bezahlt und unter erbärmlichen Bedingungen in einer Wurstfabrik.

Elena hat ihr Studium erfolgreich abgeschlossen, ein Buch veröffentlicht und heiratet Pietro, Akademiker und Sohn einer sehr angesehenen Familie. Sie übersiedelt nach Florenz.

Die Lebenswege der Freundinnen haben sich getrennt, Treffen finden nur noch selten statt, Gespräche meist nur telefonisch .

Auch wenn , besonders zu Anfang, Elena als die Glücklichere erscheint, die das ersehnte Leben in Anerkennung und finanziellem Wohlstand führt, so blitzt doch immer wieder ihre Sehnsucht nach Anerkennung von Lila auf, ihr Bestreben, der Freundin auf einer Höhe zu begegnen, ihre Bewunderung für deren Fähigkeiten.

Im Laufe des Romans neigt sich die Waage, Elenas Leben entwickelt sich eher zum Schlechteren während es mit Lila , nach schweren Zeiten, aufwärts geht.

Ein weiteres Thema nach dem zentralen Thema der Beziehung und der Lebenswege der beiden Freundinnen sind die politischen Verhältnisse in Italien zu jener Zeit. Geschickt flicht die Autorin

die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den Fabriken, die von den Studenten unterstützen Revolten, die Gewalttaten der Faschisten,aber auch die Änderung des Frauenbildes in die Erlebniswelt von Lila und Lenu ein, lässt sie entweder persönlich oder durch Freunde und Familie betroffen daran teilhaben.

Wie in den Vorbänden gelingt es der Autorin wieder ein sehr authentisches Bild zu schaffen, das den Leser unmittelbar das Geschehen miterleben lässt.Die Gefühle und Erlebnisse von Lenu und Lila werden sehr eindrucksvoll und nachvollziehbar beschrieben in dem von den Vorbänden her gewohnten ausdrucksstarkem Sprachstil..

Eine gelungene Fortsetzung, die die Erwartung auf den letzten Teil schürt.