Rezension

Einfühlsame Beschreibung einer Verlusterfahrung

Bis die Zeit verschwimmt - Svenja K. Buchner

Bis die Zeit verschwimmt
von Svenja K. Buchner

Bewertet mit 4 Sternen

Von der Unmöglichkeit, den Tod eines nahestehenden Menschen unmittelbar akzeptieren zu können

Bei einem Amoklauf in ihrer Schule muss die fünfzehnjährige Helene mit ansehen, wie ihre beste Freundin Cassie erschossen wird. Von jetzt auf gleich gerät ihre Welt aus den Fugen.

Svenja K. Buchner ist offenbar dicht dran an Menschen mit Trauererfahrung. In ihrem ersten Jugendroman lässt sie mit Helene eine starke, trotzige Heldin zu Wort kommen, die mit dem brutalen Ende einer innigen und liebevollen Freundschaft konfrontiert ist. Wie die damit umgeht, ist deutlich jenseits des Klischees. Maßlose Wut auf andere, Schuldgefühle, Aktionismus und Depression - viele Facetten der Trauer lebt sie, allerdings auf eine ureigene, individuelle Art. Nicht immer kann man einverstanden sein mit ihr, manchmal verstört ihr Verhalten. Doch genau das macht sie glaubhaft und bringt sie sehr nah. 

Auch die anderen Personen, Cassie, der gemeinsame Freund Erik, ihr Bruder Jens, etliche Erwachsene, sind präzise skizziert, folgerichtig laufen Interaktionen und Dialoge lebendig und spannend ab.

In die aktuelle Handlung sind immer wieder Rückblenden eingebaut, in denen es um die Freundschaft der beiden Mädchen geht. Obgleich zur besseren Orientierung mit zwei Zeiten gearbeitet wird, verwischen sich die Ebenen manchmal und schaffen somit stilistisch eine Entsprechung zur inneren Befindlichkeit Helenes. Denn gerade durch den Tod erhält Cassie eine intensive Präsenz.

Lange hat nichts anderes Platz in ihrem Leben. Auf der verzweifelten Suche nach einem Grund für das Geschehen sucht sie die Begegnung mit anderen Betroffenen.

Nach und nach findet Helene zurück, lässt wieder Alltag zu. Sogar romantische Gefühle gegenüber Erik, der ihr mit Geduld und Verständnis auf ihrem schweren Weg zur Seite steht. 

 

So ist sogar ein Ende möglich, das die Leser im Guten entlässt. Das geht nicht ohne Tribut: Das Seichte, Erwartete übernimmt die Regie. Doch in Anbetracht eines Zielleserschaft ab dreizehn Jahre mag das angebracht sein.