Rezension

Einfühlsame Schilderung von Angststörungen, eingebettet in eine unterhaltsame Rahmenhandlung

Solange wir uns haben - Andrea Ulmer

Solange wir uns haben
von Andrea Ulmer

Bewertet mit 5 Sternen

Jessica Hanser ist 42 als sie plötzlich beim Autofahren eine Panikattacke bekommt, ohne erkennbaren Anlass. Von da an ist Autofahren nicht mehr möglich. Das stellt sie vor große Probleme. Seit ihr Mann sie nach einem Burn - Out verließ, um im Amazonas auf einem Baum zu leben und anschließend in Brasilien neu heiratete muss sie sich und ihre 16jährige Tochter Miriam ernähren und noch die Raten für ihr Haus in dörflicher Umgebung abbezahlen. Doch ohne Auto kann sie weder einkaufen, noch zu ihrer Arbeitsstelle in einer Werbeagentur in Frankfurt fahren oder ihre Tochter zu Verabredungen bringen. Ihr Chef ruft sie trotz Krankschreibung ständig an, um sie beruflich einzuspannen.Hilfe bietet ihr nur die im Dorf als „verrückte Katzenfrau“ bekannte Nachbarin Hildegard, die sich um frei lebende Katzen kümmert.

Doch dann verschwindet Miriam und Jessica muss sich , mit Unterstützung von Hildegard, ihren Ängsten stellen um Miriam zu finden.

Ich habe noch keinen Roman gelesen, der sich dem doch recht ernsten Thema von psychischen Erkrankungen so ernsthaft und doch einfühlsam und warmherzig widmet, man merkt, dass die Autorin Andrea Ulmer ihre Erfahrungen mit einer Angsterkrankung im Familienkreis verarbeitet.

Doch ist er beileibe nicht trocken, sondern auch die Rahmenhandlung ist unterhaltsam.

Wenn Hildegard z. B das Verhalten von kratzbürstigen Teenagern mit dem von scheuen Katzen vergleicht oder Jessica eine sich bei Hildegard über deren Katzen beschwerende Nachbarin mit Strategien aus ihrer Werbeerfahrung besänftigt, dann ziehen sich die Mundwinkel ganz automatisch zum Lächeln nach oben.

Doch nicht nur das Thema Angststörungen und die zwischen Mitleid und „Reiß Dich zusammen“ schwankenden Reaktionen der Umwelt werden behandelt, auch der Wert Freundschaft und das Vertrauen zwischen Mutter und Tochter fließen als Themen ein.

Ich konnte mich sehr gut in Jessica hineinversetzen, stets ihre Gefühle nachvollziehen und mit Anteilnahme, Spannung und einer Portion Humor die Handlung verfolgen. Ein zusätzliches Highlight waren für mich die in die Handlung verwobenen Katzen, da ich ein Faible für diese Tiere habe.

Mein Fazit : ein wundervoll warmherziger, einfühlsamer Roman über ein ernstes Thema, der dennoch gut unterhält.

Von mir volle 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.