Rezension

Einige Schwächen, aber guter Start

Centum Night - Lou Timisono

Centum Night
von Lou Timisono

Bewertet mit 3 Sternen

Wenn die Teile der Erde gesplittet wären in Gesellschaftsformen der unterschiedlichsten Art - wie würde das wohl enden? Ein gutes Beispiel hierfür gibt uns Lou Timisono mit dem Dystopieroman "Centum Night". Auch hier gibt es die drei verschiedenen Klassen, die verschiedenen Gesellschaftsschichten angehören.

Viele Länder schließen sich der Coastal Alliance an. Der Beitritt verhilft der dortigen Elite zu mehr Macht und Luxus, während die arme Bevölkerung in einer vom Verbrechen beherrschten Zone leben muss. Zwischen diesen Schichten befindet sich eine Hochsicherheitszone, deren Bewohner nicht einmal Gefühle und Freundschaft erfahren dürfen, noch eine Ablenkung in Form von Sex. Hier herrscht die Trockenheit hoch zehn. Die Wünsche nach emotionaler Nähe und sexueller Natur werden auf hohem technologischem Niveau kontrolliert abgebaut. Es gibt daher auch keine Gewalt in Solocity. Dann geschieht etwas, mit dem keiner gerechnet hat - es beginnt eine rätselhafte Mordserie - in Solocity! Der Agen Eddie Bellefleur erhält bei seinen Ermittlungen Hinweise auf ein Netz aus Verrat und verborgenen Leidenschaften, die bis hoch in die Regierung reicht, in die Gegend, in welcher der Luxus herrscht.

Die Einführung in den Roman war schnell und gut - man war sofort darin. Man fragt sich natürlich die ganze Zeit, wer hier die Fäden in der Hand hat und wieso man so ein gefühlsloses Land geschaffen hat. Eddie ist ein sympathischer Agent, der unterdrückt noch immer Gefühle hat, so auch sein Gefährte und Freund Blue. Leider dürfen sie diese nicht offen leben und müssen geheim damit umgehen. Sie gehen den komischen Machenschaften nach, welche die Mordserie angerichtet hat. Schnell wird dabei klar, dass es sich um Macht dreht.

Die Personen an sich hier im Roman sind wie von weiter Ferne, man kann sich nicht richtig in sie hineinfühlen und ich kann mich ehrlich gesagt mit keinem so recht anfreunden. Vielleicht ist das so gewollt, da ja keinerlei Gefühle und Freundschaft herrschen dürfen und das dem Leser so besser rübergebracht wird - wer weiß?

Der Schreibstil an sich ist leicht lesbar und man kommt schnell voran. Eine gewisse Spannung ist auch vorhanden, jedoch steigert diese sich nicht mehr ins Unermessliche und ich hab mich oft über die Zeilen hinweggekämpft und mich gefragt, ob noch etwas großes kommt. Es kommt zwar immer wieder etwas, aber so richtig überraschen tut es einen nicht.

Die meisten von uns wären wahrscheinlich bei der verarmten Bevölkerung - in Bonnieville - gelandet. Diese Gesellschaftsschicht ist zwar arm, aber reich an Gefühlen und Freundschaften. Ich selbst würde mich hier auch wohl fühlen anstatt in einer rauen, gefühlslosen kalten Welt. Mir erschließt sich nicht ganz, worauf der Autor hier hinaus wollte und ich kann mich mit dem Roman leider nicht ganz anfreunden.

Dennoch hält die Spannung den Leser bei und lässt ihn so ans Ende kommen. Ein Aha-Effekt stellt sich hier aber nicht ganz so ein, wie man es sich evtl. gewünscht hätte. Nichts desto trotz einmal eine andere Art von Thriller und Dystopie, was gelesen werden möchte! Ich kann es nur bedingt weiterempfehlen - es sind einfach einige Schwächen zu finden bzw. Durchhänger, die aber im Prinzip nicht das ganze Lesevergnügen ruinieren, sondern nur beiläufig etwas stören!