Rezension

Einladung zum Mitraten.

Totensonntag
von Andreas Föhr

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der junge Polizist Leo Kreuthner hat’s nicht so mit Regeln. So beschließt er, den inhaftierten Thomas “Dammerl” Nissl mit zu einem Gelage mitzunehmen, welches Leo auf keinen Fall verpassen möchte. Dort erfährt Dammerl, dass es höchst wahrscheinlich für längere Zeit ins Gefängnis gehen wird, woraufhin er kurzerhand sämtliche Anwesenden als Geiseln nimmt, dem Wirt mit dessen Gewehr ins Bein schießt und schließlich mit dem ebenfalls anwesenden jungen Kommissar Clemens Wallner zum angeforderten Fluchtfahrzeug aufbricht – auf einem Materiallift, von dem sich Dammerl in die Tiefe stürzt, nachdem Wallner ihm erklärt, dass er um eine Haftstrafe nicht herumkommen wird. Im Sterben liegend gibt er Wallner den Hinweis zu einer Leiche, die in einer Kirche liegen soll. Wallner geht dem nach, mehr oder weniger gut unterstützt von Kreuthner, mit dessen “Hilfe” er nach der Überwindung einiger Hindernisse und dem Aufdecken einiger anderer Geheimnisse der Tatverdächtigen den Mord an der Leiche in der Kirche schließlich aufklären kann.

Eine wirklich tolle Story mit einer guten Mischung aus Witz und Spannung, die es dem Leser nicht langweilig werden lässt, das Buch aber auch nicht mit Action und aufeinander prasselnden Ereignissen ohne Zeit zum Erholen überhäuft. Der bayrische Dialekt ist nicht wegzudenken und gibt dem Ganzen einen besonderen Charme.
Die Charaktere sind vielschichtig und haben die unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Angewohnheiten, besonders Kreuthner und Wallner, die verschiedener nicht sein könnten sowie Staatsanwältin Claudia Lukas, die nicht unbedingt die vorbildlichste Gesetzesvertreterin ist. Man erfährt viel, aber nur so viel, wie für das Buch notwendig ist. Zukunftspläne oder ein Nachwort mit auf die Ereignisse  folgenden Handlungen gibt es nicht – nur logisch, da es sich bei “Totensonntag” um das Prequel der anderen Wallner/Kreuthner-Krimis von Andreas Föhr handelt.

Der Krimi lässt Platz zum Mitraten, einige Vermutungen werden aber auch über den Haufen geworfen, nur um dann gleich wieder neue aufzustellen, wer etwas mit den Taten zu tun haben könnte. Die sich durch das Buch ziehenden Einblicke in 1945 kurz vor Ende des Krieges aus der Sicht der Toten in der Kirche erschweren die Aufklärung des Falls zusätzlich, da die hier (vorerst) vorkommenden Personen durchaus verdächtig erscheinen, dann jedoch jemand auftaucht, den man vorher überhaupt nicht mit dem Fall in Verbindung gebracht hatte.

Ein sehr empfehlenswerter Kriminalroman, der Lust macht auf die Vorgänger- bzw. Fortsetzungsromane.