Rezension

Einmal Schokolade und Zitrone bitte

Die Phantasie der Schildkröte - Judith Pinnow

Die Phantasie der Schildkröte
von Judith Pinnow

Bewertet mit 3 Sternen

„Die Phantasie der Schildkröte“ ist inzwischen der dritte Roman von Autorin Judith Pinnow, der bei Fischer Verlage im August erschienen ist.

Ich kannte bereits Frau Pinnows vorangegangenes Buch „Versprich mir, dass es großartig wird“. Daher sagte mir zwar der Name der Schriftstellerin etwas, doch ganz ehrlich, verliebt habe ich mich eigentlich in das sehr ansprechend gestaltete Cover des Buches. Die blaue Schildkröte mit den rosa und gelben Tupfen zog mich, sozusagen, magisch an. Es machte mich neugierig welche Geschichte wohl zwischen den beiden Buchdeckeln auf mich warten würde.

Und die Handlung beginnt wirklich vielversprechend. Der Leser lernt zunächst Edith, alleinstehend, Anfang vierzig und ihr etwas eintöniges Leben kennen. Ihr Alltag ist angefangen bei der Kleider-, Schuh- und Essenswahl, bis hin zu den Fernsehsendungen und den Treffen mit ihrer Mutter präzise durchstrukturiert und auf den jeweiligen Wochentag abgestimmt. Ungeplante Zwischenfälle sind Edith ein Graus. Daher ist sie auch nicht erfreut, als sie eines Montagmorgens mit einem unbekannten, zehnjährigen Mädchen, im Aufzug ihres Wohnhauses, stecken bleibt. Vor allem als diese „Göre“ sie dann auch noch nötigt ihr beizubringen wie man eine perfekte Kaugummiblase macht und ihr zum Schluss allen Ernstes auch noch eine Aufgabe stellt. Edith soll nämlich heute irgendeine Person in der Bahn ansprechen. „Pfff, so ein Blödsinn“, denkt sich die erwachsene Frau. Doch damit beginnt sich ihr Leben ganz schön zu verändern.

Judith Pinnow erschafft mit Edith einen Charakter, der mich als Leserin, einerseits beeindruckt und gut unterhalten hat. Andererseits ist sie teilweise derartig spießig, dass man schreien könnte. Aber es hat mir Spaß gemacht die Hauptakteurin Seite um Seite zu begleiten und ihre Entwicklung mitverfolgen  zu dürfen. Neben Edith gibt es natürlich noch weitere Figuren, die der Autorin ebenfalls glaubhaft mit ihren eigenen Ecken und Kanten gelungen sind. So ist mir vor allem die alte Frau Knoppel ans Herz gewachsen. Gerne würde ich einmal mit ihr eine Runde flippern und auf meinem Speiseplan stehen nun öfter Pfannkuchen. Zu Beginn des Buches gibt es viele, schnelle Handlungswechsel, wie ich finde. Die meisten davon gefielen mir gut, passierte doch immer etwas Neues. Es wurde nicht langweilig. Nur die Suche nach dem Mörder fand ich zu schnell abgehandelt. Wurde zunächst jemand verdächtig, war der genaue Sachverhalt eigentlich schon klar und es wurde zum nächsten „Tagesordnungspunkt“ übergegangen. Diese Stelle hätte Frau Pinnow für meinen Geschmack etwas ausführlicher gestalten können. Zum Ende hin wurde es allerdings nicht besser. So begeistert wie ich 2/3 der Geschichte folgte, so genervt war ich im letzten Teil. Es schien als sei der Handlung die Luft „ausgegangen“. Die Spannung was wohl als nächstes passieren wird, war irgendwie weg und hätte ich das Buch nicht weiter lesen dürfen, hätte es mich auch nicht gestört. Das war wirklich schade.

 

Fazit:                                                                                                                                                                                                                                     Eine unterhaltsame Geschichte mit viel Gefühl, der leider zum Schluss hin die „Puste“ ausgeht.