Rezension

Eins der tragischsten Bücher überhaupt

Silver Linings - Matthew Quick

Silver Linings
von Matthew Quick

Bewertet mit 5 Sternen

Worum es geht:

Pat hat gefühlte 4 Monate am "Bad Place" verbracht, sein Ausdruck für Irrenanstalt, und ist jetzt ausser sich vor Freude als seine Mutter ihn abholen kommt. Nickie, seine Frau, wird nämlich eher zu ihm nach Hause kommen als zum "Bad Place", soviel ist sicher.
Er kann es kaum erwarten bis die Auszeit mit seiner Frau vorbei ist um Nickie zu zeigen wieviele Muskeln er für sie aufgebaut und Bücher für sie gelesen hat! Dass er ganze 4 Jahre im "Bad Place" war kann er gar nicht verstehen, ebensowenig warum seine Mutter und sein Therapeut dauernd über Tiffany reden wollen. Tiffany, die junge Witwe, die ihn beim Joggen verfolgt. Tiffany mit der er Müsli im Dinner essen geht um sie loszuwerden. Schliesslich ist er ja verheiratet und liebt seine Frau. Doch die Auszeit dauert echt lange und Pat hat so langsam die Nase voll von dem Film, der sein Leben ist. Nur eines weiss er; es gibt immer einen Silberstreifen am Horizont, und sein Happy End wird kommen!

“Of course I began to see Nikki, which was strange because I was staring into Danny's eyes, and Danny is a six-foot-three black man who looks nothing like my ex-wife.”

Meine Meinung:

Tragisch ist das Wort das einem nicht mehr aus dem Kopf gehen will wenn man Patrick kennenlernt, der unabdinglich an seinen Silberstreifen am Horizont glaubt. Für uns Leser wohlwissend dass er sich in einen utopischen Wunsch verstrickt ist es um so schwerer ihn in seiner Hoffnung zu begleiten. Wir wünschen ihm, dass nach all seinen Anstrengungen, sein Traum in Erfüllung geht egal wie unwahrscheinlich dies sein wird. Das ganze spitzt sich dermassen grotesk zu, dass man in aller Verzweiflung nicht umhin kann manchmal lauthals aufzulachen.
Man könnte sagen dass es "the perks of being a wallflower" für Erwachsene ist. Pat liest sich durch die amerianische Literatur und spoilert so einiges. Wer also noch Gatsby oder der scharlachrote Buchstaben lesen will lässt besser die Finger hiervon.
Tiffany ist wunderbar verschroben und neben dem naiven Pat herrlich erfrischend mit ihrer Ehrlichkeit. Oft sagt sie was man als Leser denkt.
Aber auch die Hilflosigkeit der Eltern wird hervorgehoben und so wird einem schwer ums Herz bei den Versuchen von Pat's Vater einen Weg zu finden wieder mit seinem Sohn zu reden. Seine Mutter wächst einem richtig ans Herz mit ihrer Hoffnung dass Pat wieder ganz der Alte werden könnte und sieht in allem und jeden die Möglichkeit Pat zu helfen.
Neben Pats Versuchen ein Verständnis für die verlorene Zeit und seiner jetzigen Realität aufzubauen handelt es abernicht ausschliesslich um Pat sondern auch um seine Eltern und die Probleme die einhergehen wenn dein Kind einen an der Klatsche hat und die Stimmung des Vater vom Resultat eines Footballspiels abhängig. Ausserdem werden Freunde und was Freunde sind oder wo man welche findet thematisiert. Denn wie sagt Pats Mutter so schön: "Jeder braucht Freunde."

Ein wundervolles Buch dass zu Tränen rührt und man in sein Herz schliesst, schliesslich kennt jeder das Gefühl eines gebrochenen Herzens.

“Life is not a PG feel-good movie. Real life often ends badly. Literature tries to document this reality, while showing us it is still possible for us to endure nobly.”

Positiv:

- Man ist sofort in der Geschichte drin.
- Wundervolle Figuren

Negativ:

- Mich persönlich haben die ganzen Kapitel über Pat's Fansein und den Eagles gelangweilt. Ich interessiere mich nicht für Football und fand diese Abschnitte, verglichen mit den anderen, uninteressant. Aber da die Season genauso wie im Buch beschrieben abgelaufen ist und man sich die Ergebnisse auch anschauen kann, sehen ich wieder etwas schönes darin, einen Bezug aufs wahre Leben!

- Durch den Filmtrailer bekam ich die falsche Idee dass ein Haupthandlungsstrang um den Tanzwettbewerb gehen würde. Dementsprechend habe ich darauf gewartet dass das Buch die Richtung einschlägt. Ein bisschen wie bei Life of Pi wenn einem der Beginn zu lange erscheint weil man dachte es gehe nur um den Tiger auf dem Boot. Der Wettbewerb, das sei hier gesagt, ist aber nur ein winziger Teil des ganzen und kommt auch recht spät. Ganz ehrlich, man hätte es nicht mal gebraucht. Doch weil ich darauf wartet wurde ich immer ungeduldiger was den Lesefluss natürlich beeinträchtigte. Ich warn euch also nur mal vor.

"life is random and fucked-up and arbitrary, until you find someone who can make sense of it all for you— if only temporarily.”